Donnerstag, 29. September 2016

Zwischen Wäschewaschen, Strand, Arbeit, erstem Arztbesuch und ganz viel Ewe

Ŋdo, míawoezõ loo!

Wie vielleicht der Titel schon verraten mag, ist seit dem letzten Blogeintrag wieder einiges passiert. Aber alles kann ich sowieso nicht erzählen, deswegen das Wichtigste hier ein bisschen der Reihe nach:
Ich hatte ja bereits von dem eintägigen Seminar erzählt und letzten Dienstag sollte ich also das erste Mal in meine Einsatzstelle fahren. Unser Koordinator Monsieur Sani holte dafür nicht nur mich, sondern noch drei weitere Freiwillige ab, die an diesem Tag ebenfalls den ersten Blick in ihr Projekt werfen sollten. Wir fuhren dann zuerst zur Einsatzstelle von Patricia, die in einer Vor- und Grundschule mit Kindergarten und auch Kinderkrippe arbeitet. Dort wurden wir von der Direktorin allesamt freundlich empfangen und durch die Räume geführt, in denen manche Kinder schon unterrichtet wurden und uns klassisch im Chor begrüßten. Als mit Patricia alles geklärt war, ging es für alle weiter; als nächstes direkt zu meiner Einsatzstelle. Mir wurde gesagt, dass meine Einsatzstelle wohl etwas weiter weg und eher außerhalb liegen würde, deswegen war ich überrascht, als wir kurze Zeit später vor einem Haus, das eher einem Rohbau ähnelte, anhielten und ausstiegen. Wir gingen zusammen eine Treppe hoch und gelangten in einen Raum, der ebenfalls noch totaler Rohbau war: unverputzte Wände, kein richtiger Boden, aber inmitten des Raumes stand ein großer Schreibtisch und zwei Stühle, auf denen ich meine beiden Chefs wiedererkannte. Sonst stand in dem Raum, bis auf einen kleinen Tisch und zwei Sofas, auf denen wir kurz Platz nehmen durften, wirklich nichts. Ich war also zunächst einmal sehr verwirrt, wo genau wir jetzt gelandet waren und auch die anderen drei schauten sichtlich verdutzt drein. Ich weiß bis heute nicht, wo genau wir da waren, ich vermute aber, dass das das Büro meiner Chefs sein soll. Lange Zeit blieben wir dort jedoch nicht, denn kurzerhand klärten wir ab, dass Monsieur Sani mit den anderen dreien zu den nächsten Einsatzstellen weiterziehen sollt und meine Chefs mich zu meiner richtigen Einsatzstelle bringen würden. Auch wenn ich in diesem Moment gerne weiter mit den anderen gefahren werde, um auch mal deren Projekte zu sehen, war ich natürlich sehr gespannt und neugierig auf meine Einsatzstelle. Für die Besichtigung von anderen Projekten bleibt mir schließlich in dem Jahr noch genug Zeit, falls es mich interessiert.
So setzte ich mich also mit meinen Chefs ins Auto und wir fuhren bestimmt 20-30 Minuten zu meiner Einsatzstelle. Und ich kann sagen: “etwas“ außerhalb und “etwas“ weiter weg sind “etwas“ untertrieben, denn wir mussten nach einiger Zeit auf einer sehr breiten Straße in eine Straße abbiegen, die ein bisschen einen Berg hochgeht und durch ein Dorf führt. Mich hat es auf dieser Straße so durchgeschüttelt, dass ich mir etwas zum Festkrallen suchen musste und zwischendurch sind wir mit der Unterseite des Autos sogar aufgesetzt, sodass ich das Kratzen unter meinen Füßen gespürt habe. Und so ging es im Zickzack die Straße hoch, bis wir schließlich vor einem Schild und einem Gebäude Halt machten, die mir sagten, dass wir angekommen waren. Die Chefs führten mich zunächst in deren Büro, wo ich mich setzen durfte. Auch dieses Büro ist sehr kahl, hier sind die Wände zwar gestrichen, aber kahl und außer einem Schreibtisch, einem Krankenbett und ein paar Stühlen stand auch hier nichts. Generell bemerkte ich nach einer anschließenden Führung durch die verschiedenen Räume, dass auch hier alles eher einem Rohbau ähnelt und noch nicht sehr nach einem medizinischen Zentrum aussieht. Die einzelnen Räume, die jeweils nebeneinander liegen, sind jeweils durch eine Tür nach außen abgetrennt und stellen zum einen die „pharmacie“, also die Apotheke dar, in der alle vorhandenen Medikamente gelagert werden; desweiteren gibt es das Büro des „infirmier majeur“, also dem Hauptkrankenpfleger, das gleichzeitig auch eine Art Empfangszimmer darstellt und sonst stehen in vielen weiteren Räumen einfach nur leere Krankenbetten (Fotos folgen noch, ich habe leider noch keine gemacht). Mir wurden die Mitarbeiter direkt vorgestellt und wieder einmal brachte man mir eine unglaubliche Gastfreundlichkeit und ein Strahlen entgegen, ich wurde herzlich von jedem einzelnen Willkommen geheißen und mir wurde von allen gesagt, dass der Chef schon von mir erzählt hatte und sie mich seitdem gespannt erwarteten und unglaublich froh sind, dass ich da bin. Hierüber war ich schon sehr erleichtert und so blickte ich zuversichtlich meinem ersten Arbeitstag entgegen, der am folgenden Montag sein sollte. Ansonsten erklärte man mir noch einige generelle und organisatorische Dinge, denn am Samstag, den 1. Oktober soll die offizielle Wiedereröffnung des Zentrums stattfinden, da sie meines Wissens vorher woanders waren und umgezogen sind. Für die Wiedereröffnung wurde ich direkt gefragt, ob ich ausnahmsweise an diesem Samstag  „für die Arbeit“ Zeit habe. Natürlich bejahte ich das und bekam sogar offizielle Einladungen, die ich auch an meine Mitfreiwilligen verteilen durfte.
Ich möchte hier auf diesem Blog aber auch ganz ehrlich sein. Denn meine Zuversicht, was meine ersten Arbeitstage betraf, schwand tatsächlich leider diese Woche nur so dahin und bisher bin ich ganz ehrlich von meiner Einsatzstelle sehr enttäuscht. Die guten Erlebnisse mit den netten Mitarbeitern sind bisher das einzig wahre positive, seitdem ich dort war. Für die Hin- und Rückfahrt organisierten mir meine Chefs Gott sei Dank einen „privaten“ Motofahrer, der dort der „surveillant général“ ist (also der, der alles ein bisschen beaufsichtigt). Er sollte mich am Montag abholen, eine Uhrzeit war jedoch nicht ausgemacht und so stand er um zwanzig vor acht vor der Tür, als ich noch unter der Dusche stand. Also beeilte ich mich, um so schnell wie möglich bei ihm aufs Moto zu steigen und zur Arbeit zu kommen. Ein Frühstück war leider nicht mehr drin. Als ich dann dort angekommen bin, wurde ich wieder nett begrüßt, habe mich dann für eine Weile mit Nicolas, dem Fahrer unterhalten, aber das war es für den Tag auch schon. Bis 13 Uhr sollte ich bleiben, und bis dahin habe ich nichts mehr machen können. Das liegt aber auch einfach daran, dass mir der zuständige Krankenpfleger zwar etwas zu arbeiten geben sollte, aber es einfach nicht kann, da er selbst nichts zu tun hat. Er selbst meinte zu mir, dass es zurzeit etwas langweilig sei, weil manchmal nur zwei, manchmal nur einer oder auch gar kein Patient am Tag kommt. Circa halb 12 kamen dann nochmal meine Chefs vorbei (sie sind nicht wirklich oft vor Ort) und haben noch einmal ein paar Sachen geklärt, bevor ich dann endlich um halb 1 gehen durfte. Eigentlich sollte der Fahrer noch mit mir etwas essen gehen, aber nachdem wir dann zum dritten Mal wieder aus einer Bar rausliefen, weil es entweder zu teuer war oder nichts Richtiges gab, sagte ich ihm, er solle mich doch einfach zu Hause absetzen. So kam ich dann perfekt zur der Zeit heim, als zwei Mitbewohnerinnen gerade Mittagessen kochten, und so konnte ich gemütlich auch zu Hause meinen Bärenhunger stillen. Am Dienstag wurde ich wieder abgeholt, diesmal wie abgemacht um 8 Uhr, aber auch dieser Tag ist in wenigen Worten zu beschreiben, weil ich bis 13 Uhr wieder überhaupt nichts machte, außer zu warten, bis die Zeit rumging. Ich möchte dort aber nicht zu schnell das Handtuch schmeißen, ganz einfach auch aus dem Grund, weil die offizielle Eröffnung noch nicht war und ich mich bis dahin auf jeden Fall noch gedulden muss, um zu sehen, ob sich danach noch etwas ändert. Mit der Arbeit läuft es zurzeit also eher nur mäßig gut, aber ich hoffe, dass sich das zum Positiven wendet.

Im Gegenzug zum etwas negativeren Arbeitsalltag läuft der sonstige Alltag sehr gut. Ich lebe mich immer besser ein und habe auch schon das erste Mal Wäsche gewaschen, was hier alles per Hand bei uns auf der Terrasse geschieht. Es ist zwar sehr schweißtreibend und dauert gefühlt eine Ewigkeit, aber es gehört dazu und ich habe ja noch reichlich Zeit, mich daran zu gewöhnen :).

Man sieht mir wohl an: mir macht das Wäschewaschen hier riesen Spaß!
Am Mittwoch letzte Woche sind ein paar von uns mit vier Jungs von ASEVEC auch mal zum Strand gefahren. Wir haben uns zwei Taxis genommen und die Jungs sind mit den Motos gekommen und so haben wir einen echt schönen Nachmittag am „Coco Beach“ verbracht. Der Strand ist wirklich wunderschön, und da wir unter der Woche dort waren, war sonst auch nicht wirklich viel los und wir Yovos waren fast die einzigen, die sich in den gigantischen Wellen ausgetobt haben. Sonderlich weit ins Meer kann man jedoch nicht und auch richtiges schwimmen ist eigentlich nicht möglich, weil die Wellen und die Strömung einfach zu stark sind. Trotzdem hatten wir riesigen Spaß und sind abends erschöpft, aber glücklich wieder zu Hause angekommen. Das werden wir auf jeden Fall wiederholen!

Unschwer zu erkennen, wo das war :) (Foto: Cindy)
Der Strand ist echt weitläufig und es tut so gut, dort einfach durch den Sand zu stapfen! (Foto: Lea)
Mit den Jungs zusammen im Wasser
Die Wellen sind ganz schön kraftig... (Foto: Chris)
...sodass es ganz schön schwer fällt, ihnen standzuhalten... (Foto: Chris)
...und man dann schon ab und zu mal nach Luft ringen muss. (Foto: Chris)
Gestern Morgen sind wir, alle 16 Freiwillige, in ein anderes medizinisches Zentrum gegangen (das unter anderem die Einsatzstelle von zweien von uns sein wird). Falls jemand von der Überschrift dachte, mir gehe es nicht gut, den kann ich jetzt beruhigen. Wir waren nur dort, um uns alle Blut abnehmen zu lassen, damit unsere Blutgruppe bestimmt werden kann. Diese und das damit verbundene ärztliche Attest, was wir auch bekommen werden, brauchen wir unter anderem für unsere „carte de séjour“, sprich für unsere Aufenthaltsgenehmigung, da wir zunächst aus Deutschland nur ein Dreimonatsvisum beantragen konnten. Die restlichen Dokumente mussten wir ebenfalls auch schon aus Deutschland organisieren und mitbringen und wenn wir dann jetzt in den nächsten Tagen alles zusammen haben, dann kann es mit der Beantragung für die Aufenthaltsgenehmigung auch weitergehen :). Lustig fand ich beim Blutabnehmen übrigens, als der Mann mit einem Einweg-Gummihandschuh ankam, um mir den Arm abzubinden. Klappt aber genauso gut. So läuft das hier also!

Für das Wochenende hatten wir uns in meiner WG überlegt, uns mal bei den Jungs zu revanchieren, die uns in letzter Zeit so oft eingeladen hatten, uns unterstützt und zu allen möglichen Dingen begleitet hatten, die ein oder andere Reparation vorgenommen hatten oder auch einfach in sonstigen Notfallsituationen immer schnellstens zur Stelle standen. Also haben wir sie und auch alle anderen Freiwilligen zu uns nach Hause zum Essen eingeladen. Da wir uns um das Essen für 26 Leute kümmerten, sorgten die anderen aus den anderen WG’s für die Getränke. Zu essen gab es der Einfachheit halber und auch einfach weil wir nicht so viele Möglichkeiten haben, “nur“ Spaghetti mit Tomatensoße, aber selbst das war eine kleine Herausforderung für 26 hungrige Mäuler. Zum Nachtisch bemühten wir (bzw. muss ich sagen, dass das Kochen eher meine Mitbewohnerinnen übernommen haben…) uns aber um etwas eher Deutsches und haben es mit Pfannkuchen versucht. Wir nahmen ein sehr einfaches und veganes Rezept, da wir keine Eier und keine Milch verwendeten, was aber in Kombination mit Zimt und Zucker, Schokocreme oder unserer selbstgemachten Ananasmarmelade sehr gut ankam und gerne gegessen wurde. Eigentlich wollten wir auch bei uns auf die Dachterrasse; da uns aber das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte, verlegten wir das Ganze einfach bei uns in den Flur, den wir vorher zumindest noch ein bisschen schmückten und somit wohnlicher machten.
Wir hatten also einen sehr gemütlichen Abend bei guter Laune und so ergab sich danach für die, die wollten und noch genug Energie hatten, noch die Möglichkeit, den Abend (oder auch die Nacht) in einem Club ausklingen zu lassen. Nach vielem Tanzen und viel lauter Musik fielen wir dann ziemlich erschöpft ins Bett, als wir dann wieder zu Hause ankamen. Alles in allem ein sehr gelungener Abend!

Gemütliches Zusammensitzen bei uns im Flur :)
Als letztes spannendes Ereignis seit dem letzten Blogeintrag ist auf jeden Fall noch der Ewe-Kurs zu erwähnen, der dieses Jahr extra für uns organisiert wurde und gestern, also am Mittwoch, angefangen hat. Schon als ich mitbekommen habe, dass wir vielleicht diesen Kurs bekommen würden, habe ich mich so sehr gefreut und umso glücklicher bin ich nun, dass es wirklich in die Realität umgesetzt werden konnte und wir somit die lokale Sprache ein bisschen lernen können. In unserer ersten Stunde haben wir erst mal gesammelt, was wir denn schon alles auf Ewe wissen, denn mittlerweile können wir selbst schon einiges, was uns beispielsweise die Jungs schon beigebracht haben. Dann sind wir nochmal das Ewe-Alphabet durchgegangen, da es hier einige andere Buchstaben gibt. Einfach finde ich die Sprache übrigens nicht, denn schon die Betonung oder die Tatsache, dass man am Ende eines Wortes mit der Stimme nach oben oder nach unten geht, kann verursachen, dass man ein ganz anderes Wort sagt, als man eigentlich wollte. Dennoch macht es großen Spaß und ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht!

Viviane, unsere Ewe-Lehrerin, stellt uns unser Lehrbuch vor, mit dem wir in Zukunft arbeiten werden. (Foto: Cindy)
Jetzt bin ich also nur noch gespannt, wie sich meine Arbeitssituation weiter entwickelt und ansonsten sage ich euch bis zum nächsten Blogeintrag nur noch „Míagadogo, akpe kaka!“ (Ewe für „Auf Wiedersehen, vielen Dank!“)

Ganz liebe Grüße,

eure Valentina :)


P.S.: Ganz oben die Begrüßung ist auch Ewe und bedeutet „Guten Tag, herzlich willkommen!“. Die wichtigsten Dinge können wir also schon!

Montag, 19. September 2016

Erste Grüße aus Togo!

Hallo Ihr Lieben - oder auch "Yovo Yovo, bonjour!"

Ankunft am Flughafen in Lomé
Seit Montag ist es also soweit und ich bin in Lomé, der Hauptstadt von Togo angekommen! Mit den Flügen hat alles geklappt, ich bin zuerst von Stuttgart bis Paris geflogen, dort dann umgestiegen in die Maschine nach Lomé mit einer Zwischenlandung in Niamey. Das einzige, was mir während der Flüge etwas Probleme bereitet hat, war meine Erkältung. Dreimal starten und dreimal landen fanden meine Ohren nicht so toll und dementsprechend hatte ich vor allem bei der Zwischenlandung in Niamey und bei der Landung in Lomé unglaubliche Schmerzen wegen des Luftdrucks. Momentan sind meine Ohren auch immer noch total zu und ich höre deswegen leider nicht so gut, aber ich hoffe, dass sich mit dem Abklingen der Erkältung auch meine Ohren wieder öffnen.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich ein bisschen Sorge um meine zwei Gepäckstücke hatte, weil wohl in Paris zur Zeit gerne mal etwas hängen bleibt und auch schon andere Freiwillige, die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt habe, teilweise etwas länger auf ihr Gepäck warten mussten. Aber bei uns war alles gut, als wir durch die Zollkontrolle gekommen sind, Fingerabdrücke und Foto von uns hinterlassen hatten, lag von allen vieren (ich bin mit 3 weiteren ab Paris zusammen geflogen) das Gepäck schon auf dem Gepäckband. Danach haben wir uns zu viert in Richtung Ausgang bewegt und schon als die Türen des Flughafens aufgingen, kamen uns neben der tropisch warm-feuchten Wand auch schon ganz viele fröhliche Gesichter entgegen, die schon auf uns gewartet hatten. Wir wurden wirklich super nett empfangen: Mara, Stella, Alina (3 Mitbewohner von mir) und Hannah haben Monsieur Sani, unseren Koordinator vor Ort und ein paar Jungs von ASEVEC (der Partnerorganisation) begleitet, sich kurz vorgestellt (die Namen der Jungs kann ich aber immer noch nicht alle) und uns in Togo Willkommen geheißen. Alle sind wirklich sehr nett!!!
Viel Zeit blieb uns nicht, unser Gepäck wurde uns sofort abgenommen und wir durften ins Auto einsteigen, damit wir zu unserer Wohnung gebracht werden konnten. Von dort aus ging es dann direkt weiter in ein Restaurant, denn wir waren zur Begrüßung zum Essen eingeladen, weil jetzt endlich die gesamte Gruppe komplett ist. Zum Restaurant ging es gleich mit dem Mototaxi, die hier sowieso Transportmittel Nummer 1 sind. Wirklich alles läuft hier mit den Mototaxis, sei es um von A nach B zu kommen, oder um auch 4 Bettgestelle von A nach B zu transportieren – alles schon gesehen. In der Regel stellt man sich einfach an den Straßenrand und ruft sich ein Moto herbei (die Einheimischen geben dafür auch oft ein Laut von sich, der einem Zischen ähnelt, quasi so „Xss xss“), dann wird beschrieben, wohin es gehen soll (Adressen gibt es hier nämlich nicht) und anschließend der Preis verhandelt. Am ersten Abend ist natürlich gleich mir wieder etwas passiert, was nur mich treffen konnte: Da wir eine recht große Gruppe waren, die zu dem Restaurant wollten, waren wir auch auf dementsprechend vielen Motos unterwegs. Normalerweise läuft es dann so, dass man dem ersten Fahrer, der stehenbleibt, das Ziel erklärt und er es den anderen weitersagt. Mein Motofahrer hatte das an dem Abend wohl nicht so ganz mitbekommen und hatte außerdem wohl etwas Lust auf heizen. Während der Fahrt fragte er mich, ob ich den wüsste, wo es hingehe, aber ich war gerade eine Stunde in Lomé und hatte also wirklich keine Ahnung! Also sagte ich ihm, dass er einfach dem Moto vor uns folgen sollte, denn darauf saß Anicet, einer der Jungs von ASEVEC, der ja wusste wo es hingehen sollte. Irgendwie war ihm das wohl egal und er fuhr an allen vorbei, ohne einen Plan, aber dafür mit ordentlicher Geschwindigkeit. Irgendwann hielt er dann mal an und meinte, er glaube hier irgendwo müsste das sein. Ich hatte nach wie vor keine Ahnung und zudem nicht mal ein Handy dabei, denn das hatte ich in der Eile in meiner Handgepäcktasche einfach schnell im Zimmer deponiert. Ich hatte mich also an meinem ersten Abend in Lomé nach einigem herumfahren in die eine, dann mal in die andere Richtung schon verloren gesehen, bevor es überhaupt richtig losging, als mich dann endlich Anicet wiederentdeckte, dem Motofahrer einen ordentlichen Einlauf verpasste, ihm ein bisschen Geld in die Hand drückte und mich mitnahm. Gerade noch gut gegangen!
Der Rest des Abends stellte sich dann wirklich noch als entspannt und cool heraus. Jeder hatte die Gelegenheit, sich einmal vorzustellen, man konnte sich bereits ein bisschen unterhalten und kennenlernen und neben guter Musik gab es ein leckeres togoisches Buffet mit Reis und Soße und frittierten Yamswurzeln (schmecken nach Pommes und sehen auch so aus! :) ).
An diesem Abend war ich dann aber auch wirklich geschafft vom langen Tag und ich war froh, als ich endlich irgendwie mein Moskitonetz aufgespannt und mein Bett bezogen hatte, um mich so schnell wie möglich schlafen zu legen. Die erste Nacht habe ich auch gut geschlafen, nur lange schläft man hier nicht, da es früh hell und ca. ab 9 Uhr auch einfach zu warm wird. Generell beginnt hier der Tag einfach früher und endet auch früher, da es ab ca. halb 6 schon dämmert.

Am ersten Morgen gab es dann direkt Frühstück auf einem unserer Balkone. Normalerweise essen wir Brot mit Erdnussbutter, Schokocreme oder selbstgemachter Ananasmarmelade oder Haferflockenbrei, den wir aber mit Wasser machen, weil wir keine Milch haben. Zu trinken gibt es viel Wasser, das hier ausschließlich aus Plastikbeuteln kommt (und deswegen leider unglaublich viel Plastikmüll verursacht, der hier auch echt überall herumliegt). 

Das ist so ein Wasserpack, aus dem wir unser Wasser trinken.
Nach der morgendlichen Stärkung gab es etwas Zeit, um uns wieder frisch zu machen und uns endlich etwas einzurichten. Kurz zu meiner Wohnung: Ich wohne in einer Wohnung (besser gesagt eigentlich in einem weißen Haus, das für die Verhältnisse hier riesig groß und gut ausgestattet ist und in unserer Straße auch echt auffällt).

Panoramabild unserer Straße
         
Unsere Straße und unser Haus von Weitem...
...und etwas näher


Hier bin ich mit 6 anderen Mädels; Mara, Alina, Stella, Cindy, Patricia und Lea. Bis auf Cindy teilen wir uns immer zu zweit ein Zimmer. Ich bin mit Lea in das größte von allen eingezogen (was noch frei war, weil vorher zwei andere Freiwillige darin gewohnt haben, die aber jetzt dann nach Atakpamé, eine Stadt weiter im Norden, ziehen werden). Das Zimmer ist echt schön freundlich und hell, da es drei Fenster hat. Wir haben neben unseren Betten zwei offene Regale für unsere Sachen und ansonsten haben wir eine kleine Küche, zwei Bäder mit Klo und Dusche, zwei Balkone und zwei Dachterrassen. Ich kann mich also wirklich überhaupt nicht beklagen und bin hier sehr sehr zufrieden!
Gleich am ersten Tag sind wir schon mal los, um uns SIM-Karten mit einer togoischen Nummer zu besorgen, das erste Geld abzuheben oder zu tauschen und uns einen Helm für das Motofahren zu besorgen. Abends waren wir direkt erneut bei einem der Jungs von ASEVEC eingeladen, bei Christian zu Hause. Die Motofahrt dorthin gestaltete sich als eine echte Matschfahrt, da es den Tag über ziemlich viel geregnet hatte und die nicht befestigten Straßen dann im Wasser versunken sind. Wenn man dann den großen Pfützen also nicht im Zickzack irgendwie ausweichen konnte, dann ging es eben durch die Pfütze. Man meint nicht, wie anstrengend das übrigens sein kann…
Aber das war wirklich ein echt schöner Abend, jeder der Jungs dort hat sich noch einmal vorgestellt und da fast alle aus einer anderen Region kommen, haben alle etwas über ihre Herkunft erzählt und Spezialitäten und Feste aus deren Region vorgestellt. Wir wurden noch einmal alle traditionell Willkommen geheißen: In Togo sagt man immer „Woezon“ für Willkommen und hängt ein langes „Looo“ an, auf das wir dann mit einem langen „Yooo“ antworten. Zu essen gab es das für Westafrika traditionelle Fufu, das aus Yams- oder Maniokwurzeln zu einem Brei gestampft wird. Dazu gibt es normalerweise eine Soße (meist eine Art Tomatensoße mit Gemüse), die ziemlich scharf ist, da hier alles mit Piment gewürzt wird. Die Togoer selbst können davon nicht genug bekommen und wenn ich schon das Gefühl habe, Feuer zu spucken, ist es für sie gerade richtig oder sogar noch zu wenig. Für die, die wollten, gab es noch etwas Fleisch. Dann haben wir uns ganz traditionell die Hände gewaschen, um danach das Fufu mit der Hand zu essen. Und ich kann sagen: Es ist soooo lecker! Ich wollte es unbedingt mal probieren und ich bin wirklich begeistert. Für mich hat es ein bisschen die Konsistenz von etwas festeren Kartoffelknödeln und man kann sich darüber streiten, ob es auch ein wenig danach schmeckt, weil es eigentlich an sich relativ geschmacksneutral ist. Was an dem Abend außerdem dazu beigetragen hat, dass wir wirklich schon in die togoische Kultur eintauchen konnten, war – neben dem Essen – die Gruppe, die Musik gemacht hat mit Trommeln und sonstigen traditionellen Instrumenten. Dazu haben sie gesungen, geklatscht und getanzt und auch uns mit eingebunden, sodass wir uns am Ende als große Gruppe zusammen zu den Rhythmen der Gruppe bewegt haben.

Am Mittwoch haben wir mal die andere 5er WG besucht, die nicht weit von uns ist. Dort haben wir zusammen Couscous mit Gemüse gekocht und zusammen im Kreis am Boden gegessen, weil dort nicht genug Stühle zur Verfügung standen, aber das war einfach gemütlich so!

Unser Essen am Boden :)
Am Donnerstag haben wir nochmal eine andere 2er WG besucht, die eigentlich auch nicht weit von uns ist. Der Hinweg hat sich dann aber als eine anderthalbstündige Matschwanderung durch den Regen entpuppt. Es hat wirklich aus Eimern geschüttet, und obwohl wir mindestens eine halbe Stunde unterstanden, um zu warten bis es etwas besser wurde, hat es nichts gebracht und wir kamen triefend nass bei den anderen zu Hause an. 

Auf dem Weg zur anderen WG...
Zum Mittagessen haben wir dann bei Emanuela in einem Restaurant gegessen, die sich so sehr über den Besuch von uns neun „Yovos“ (so nennt man die Weißen hier) gefreut hat und für uns Couscous gekocht hat. Wir mussten uns ein wenig gedulden, da sie alles frisch zubereitet hat, aber dafür kam sie anschließend mit einem Riesenteller für jeden und es war richtig lecker! Für das Essen plus Getränk haben wir am Ende umgerechnet jeweils ca. 1,60€ gezahlt – und wir sind dort wirklich rausgekugelt! Abends kamen die ganzen Jungs von ASEVEC zu Besuch. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, was wir denn jetzt für die ganze Meute zu essen kochen, da wir so viel gar nicht mehr da hatten, aber die Sorge hat sich dann ganz schnell aufgelöst, als ein paar der Jungs ihre Sachen auspackten. Sie waren also nicht mit leeren Händen gekommen, sondern haben Reis und kleine Bohnen mitgebracht und für uns alle gekocht.
Am Freitag waren wir auf einem Seminar ganz in der Nähe von unserer Wohnung, bei dem nicht nur alle 16 Freiwilligen anwesend waren, sondern auch schon die meisten unserer Einsatzstellenleiter. Wir hatten also die Gelegenheit, uns alle über unsere Befürchtungen, Erwartungen und Wünsche auszutauschen, ein bisschen Kontakt zu knüpfen und zu erfahren, wann wir anfangen werden zu arbeiten. Mein Einsatzstellenleiter war freundlich und am Dienstag werde ich abgeholt und das erste Mal zu meiner Einsatzstelle gefahren.

Jetzt gerade wurde ich im Schreiben unterbrochen – Lea kam zu mir und meinte, die Nachbarin sei da. Das ist, finde ich, einfach noch kurz ein schönes Beispiel für die unglaubliche Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Togoer: Sie erklärte mir gerade, dass sie mich immer husten hört (weil ich immer noch sehr erkältet bin) und dass sie etwas für mich habe, was mich gesund machen wird: In der einen Hand hielt sie eigene kleine Zitronen und in der anderen eigenen Honig. Eine Zitrone hat sie mir gleich ausgedrückt und mit ein bisschen Honig gemischt und das habe ich dann getrunken. So unglaublich lieb!!! So kann es ja wirklich nur besser werden :) !

Am Samstag wurde uns gesagt, dass ein Ausflug mit allen geplant sei. Das einzige, was wir wussten, war, dass es zwischen 9 und 9:30 Uhr losgehen sollte. Wir wurden dann mit einem Kleinbus abgeholt und sind nach Aného gefahren. Dort haben wir einen Zwischenstopp am Strand gemacht und es war wirklich schön, ein bisschen Sand unter den Füßen zu spüren und das Meer rauschen zu hören.

Ein Gruppenbild von uns allen am Strand :)

Anschließend ging es weiter nach Togoville, der Stadt, der Togo seinen Namen verdankt. Um in den eigentlichen Ort zu kommen, musste man mit einem kleinen Holzbötchen den Togosee überqueren. In Togoville hat uns ein Mann dann die Kirche gezeigt (in der Papst Johannes Paul II schon war!), wir haben den alten Dorfbrunnen und eine Statue gesehen, die für die deutsch-togoische Freundschaft steht und wir haben frittierte Süßkartoffeln, Koliko (das ist der Name für die frittierten Yamswurzeln) gegessen und frische Kokosnussmilch aus Kokosnüssen getrunken. Da wir aber den ganzen Tag nicht so richtig etwas gegessen hatten, sind wir auf dem Rückweg noch Spaghetti essen gegangen und haben uns anschließend müde – und mit Sonnenbrand! – auf den Heimweg gemacht.
Gestern, am Sonntag, haben wir den Tag locker gestartet und anschließend einen kleinen Hausputz gestartet. Staub und Sand sind überall, deswegen ist das immer mal wieder auf jeden Fall nötig. Nachmittags und abends waren wir dann wieder eingeladen bei ein paar Jungs von ASEVEC und auch hier gab es wieder Koliko und Spaghetti mit verschiedenen Soßen und für den, der wollte, gab es auch Fleisch. Natürlich lief auch wieder Musik im Hintergrund, das darf hier nicht fehlen und somit hatten wir wieder einen schönen Abend.

Und das sind so die ersten Eindrücke hier aus Togo, für’s erste sehr detailliert, aber ich hatte Lust, euch meine ersten Eindrücke so genau wie möglich zu beschreiben. Natürlich werde ich in Zukunft dann nicht mehr jeden einzelnen Tag beschreiben, aber gerade jetzt in der Anfangszeit ist das alles einfach so interessant!
Ich hoffe, ich konnte euch hiermit ein bisschen teilhaben lassen an meinen ersten Tagen hier. Wie ihr hört, fühle ich mich bisher echt sehr wohl und hoffe darauf, dass es ähnlich positiv weitergehen wird! Ich werde auf jeden Fall davon berichten!

Bis ganz bald,


eure Valentina :)

P.S.: Die Begrüßung, die ich oben auch verwendet habe, ist die Begrüßung für uns "Weiße". "Yovo" ist Ewé und bedeutet "Weißer" und eigentlich ist das ein Lied, das die Kinder hier schon früh lernen und uns jedes mal hinterhersingen, wenn sie uns sehen :)