Samstag, 15. Juli 2017

Regenzeit & Besuch in Togo!

Hier melde ich mich wieder aus dem zurzeit etwas verregneten Togo, weil hier jetzt die Regenzeit ordentlich eingesetzt hat. Es ist jetzt nicht so ein Dauerregen, der über Tage geht, aber es regnet sehr oft, manchmal täglich und teilweise sind die Regenfälle auch ordentlich stark. Da stehen manche Straßen dann schon mal so unter Wasser, dass man bis zum Fußknöchel in der braunen Suppe steht und in den nicht geteerten Straßen Lomés muss man Zickzack um die Riesenpfützen laufen und aufpassen, dass die Flip-Flops nicht im Schlamm stecken bleiben oder in der Pfütze schwimmen gehen. Anfang Juni war ich sonntags mal auf dem Weg zur Arbeit, weil eigentlich unsere zweiwöchentliche Besprechung mit allen Freiwilligen stattfinden sollte. Da bin ich genau in so eine Regenfront hineingefahren und wirklich ein paar Meter vor meiner Arbeit musste ich mir einen Unterschlupf suchen und bestimmt eine Stunde warten, bevor ich trotzdem noch im Regen in ein Taxi gesprungen bin, das mich zumindest bis kurz vor meine Arbeit gefahren hat. Von der großen Straße aus musste ich die 200 Meter aber auch noch bis zum Eingang kommen. Meine Flip-Flops in der Hand, bin ich also barfuß losgesprintet und wurde von den Blicken verwirrter Togoer verfolgt, die sich wahrscheinlich dachten, was die verrückte Weiße denn durch den Regen rennt. Mit „Yovo, Yovo, courage!“ riefen sie mir Mut zu – womit sie Recht hatten, denn ich kam trotzdem ziemlich nass und verfroren bei meiner Einsatzstelle an. Weitere Midezon-Mitglieder? Natürlich weit und breit bei diesem Wetter nirgends zu sehen – alles umsonst!
Typisch togoisch ist es nämlich auch, bei Regen einfach gar nicht erst groß vor die Tür zu gehen. Auch bei uns Freiwilligen ist es dann ganz selbstverständlich, wenn wir nicht zur Arbeit kommen bzw. erst dann kommen, wenn der Regen aufgehört hat. Da sich ja viel zu Fuß oder mit dem Motorrad fortbewegt wird natürlich auch gewissermaßen verständlich.

So überschwemmt war meine Einsatzstelle bei meiner Ankunft an diesem absolut verregneten Sonntag!

Nach meiner Ghanareise erwarteten mich übrigens nicht nur meine WG-Mitglieder zu Hause, sondern auch Korbi, einer meiner beiden Teamer vom VIA-Vorbereitungsseminar für das weltwärts-Jahr. Wir haben uns unglaublich gefreut, dass er auf seiner Westafrika-Reise auch einen Zwischenstopp bei uns in Lomé gemacht hat. Obwohl er zunächst nur ein Wochenende bei uns geplant hatte, haben ihn die zahlreichen Runden Stadt Land Fluss und unser hochintelligentes Geschwätz irgendwie doch anderthalb Wochen bei uns festgehalten. Weil ihn auch ein paar Ghana-Freiwillige wiedersehen wollten, er aber nicht lange nach Ghana konnte, weil ihm die ghanaische Botschaft bezüglich des Visums Steine in den Weg legte, kamen zwei aus Ghana kurzerhand auch rum. Unter anderem haben wir dann gemeinsam einen kleinen Ausflug nach Agbodrafo (ein Ort in Richtung der beninischen Grenze) unternommen, wo wir mal wieder die Piroge genommen haben, um über den Togosee nach Togoville zu schippern. Vor allem seine Blödeleien haben uns in den Tagen nach seiner Weiterfahrt bereits ganz schön gefehlt.

Auf der Arbeit geht es auch weiterhin vorwärts! Zahlreiche Kurzzeitfreiwillige sind gekommen und gegangen. Marine und Emilie, die zwei Französinnen, von denen ich euch bereits kurz erzählt habe, haben ihre drei Wochen bei Midezon erfolgreich hinter sich gebracht.
Gaspard, ebenfalls ein Franzose, kam eine Woche nach den Mädels und ist für sechs Wochen geblieben. Mit ihm hatte ich etwas mehr zu tun, da er morgens, wie ich auch, für den Verein selbst gearbeitet hat. Für die Sommerferien der Kinder wurde ein kleines Projekt verfasst, das das Einstudieren eines kleinen Theaterstücks beinhaltet, das gleichzeitig Themen beinhalten soll, die sowohl die Kinder selbst, als auch deren Eltern als Publikum sensibilisieren sollen, wenn es aufgeführt wird. Gemeinsam haben wir uns auf die Themen Umwelt(schutz), Mobbing & Handicap und Gewalt geeinigt und Gaspard und ich haben in ein paar Tagen ein kurzes Theaterstück geschrieben. Da ich ja nicht mehr allzu viel Zeit bei Midezon habe und das Stück auch erst gegen Ende dieses Kalenderjahres aufgeführt werden soll, tut es mir ein bisschen leid, dieses „Baby“ einfach so aus der Hand zu geben. Denn ich finde, es ist ein tolles Projekt für die Kinder, bei dem sie hoffentlich viel Spaß haben. Ich werde dann darauf bestehen, mir von der Aufführung Videos schicken zu lassen, um zu sehen, was für ein Erfolg die Aufführung „meiner“ Kids war.
Um kurz auf das Thema Kurzzeitfreiwillige zurückzukommen: Dazu muss ich ja ehrlich sagen, dass ich davon leider nicht viel halte. Vor allem während der Zeit von den beiden Mädels, die ja nur drei Wochen da waren, hat mich das Thema ganz schön beschäftigt. Ich habe bemerkt, dass diese Freiwilligen das „Helfersyndrom“ noch so stark intus haben. Sie bringen einen Haufen Spenden und denken damit, Togo zu retten. Ich habe das Gefühl, dass das Bild, was sie wieder mit nach Hause nehmen, nicht ganz der Realität entspricht, was natürlich dazu führt, dass auch ein verfälschtes Bild weitergegeben wird. Bei vielen schwierigen Themen, über die wir hier während unseres Jahres viel nachdenken, reden und diskutieren und über die wir vielleicht auch mehrfach unsere Meinung ändern, bleibt den Kurzzeitfreiwilligen gar nicht die Zeit dafür. Für die Kinder finde ich es außerdem schade, dass sie sich ständig an neue Gesichter gewöhnen müssen und zudem sind sie natürlich auch traurig, wenn jemand schon wieder geht, nachdem sie die Person ja gerade erst richtig kennengelernt und ins Herz geschlossen hat. Der Verein profitiert davon aber natürlich enorm und ich kann deswegen auch verstehen, dass sie alle Freiwilligen empfangen, die gerne kommen möchten. Ich habe meinen Chef in einem Gespräch aber mal auf die genannten Punkte hingewiesen und ihm meine Meinung darüber erzählt und er hat sich sogar sehr dafür bedankt und war froh darum, dass ich ihn dazu bewege, die Sachen auch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dass er es nicht negativ aufnimmt, wenn ich ihn darauf anspreche, war mir klar, da ich ihn mittlerweile gut kenne, aber seine große Offenheit hat mich in diesem Moment trotzdem noch einmal unglaublich gefreut.

Auf meine Initiative hin haben wir mit den Mitgliedern von Midezon vor zwei Wochen sonntags ein kleines Fußballspiel organisiert. Ich selbst bewege mich hier leider echt viel zu wenig und somit hatte ich Lust, mal wieder den Ball am Fuß zu spüren. Ursprünglich war meine Idee deshalb, einfach innerhalb von Midezon, sprich mit den lokalen Freiwilligen und Gaspard ein bisschen zu spielen. Das Ganze hat dann etwas seriöser geendet, als ich wollte, denn Gaspard wurde eine Woche zuvor von einer Mannschaft eingeladen, die regelmäßig ganz in der Nähe trainiert, auch mal mit ihnen zu spielen. Und dann kam ganz schnell die Idee auf, dass man ja ein Spiel zwischen dieser Mannschaft und Midezon machen könnte. So haben wir es letztendlich auch gemacht und sonntags um 6:30 Uhr standen alle halbwegs fit auf der Matte, um sich auf zu machen zum nahegelegenen Bolzplatz. Natürlich hat uns die Mannschaft 5:3 abgezogen, aber dafür, dass die Midezon-Truppe vorher ja nie zusammen gespielt hat, war das Ergebnis ja echt akzeptabel. Die Stimmung war dafür echt ausgelassen und das war das Wichtigste. Obwohl das ja alles auf meinen Mist gewachsen war (zumindest die ursprüngliche Idee), war für mich an diesem Tag leider dann nicht so viel mit Spielen, da es mir dann doch eine Nummer zu ernst und zu professionell war – da habe ich den Herren der Schöpfung doch lieber den Vortritt gelassen. Von der Mannschaft wurden wir anschließend noch eingeladen, traditionell Sodabi (der togoische selbstgebraute Schnaps) mit ihnen zu trinken. Da, wo bei den deutschen Kreisliga-Herren der Kasten Bier steht, steht hier also die Flasche Sodabi ;-).

Am 31. Mai war Tag der Spiele und so haben wir (etwas verspätet am 2. Juni) alle unsere Spiele ausgepackt, die wir bei Midezon im Repertoire haben, um den Tag mit den Kindern zu feiern. Unsere Tische waren so vollgepackt mit Spielen, dass sich die Kinder nicht einmal entscheiden konnten. Sie hatten die Auswahl zwischen Brett-, Karten-, Strategie- und Bewegungsspielen, aber es gab auch Puzzles und eine Malecke, die vor allem für die ganz kleinen gedacht war. Der Tag war sehr anstrengend, denn der Geräuschpegel war enorm bei so vielen spielenden Kids, aber es war ein voller Erfolg. Sogar einige Elternteile sind unserer Einladung gefolgt und haben zusammen mit ihren Kindern gespielt und gesehen, was wir den Kindern nach der Arbeit jeden Tag so bieten.

Ein Selfie mit einer Horde meiner Kinder und rechts unten Bossa, meinem Chef.


Die leider nicht allzu gut sichtbaren selbstklebenden Buchstaben zieren nun den Eingang :-)


Malecke für die Kleinen.

Puzzleecke für die Größeren und die Kleingebliebenen ;-)

Und Bewegungsspiele für alle!

Von Midezon-Togo bin ich jetzt übrigens auch stolze Besitzerin eines T-Shirts. Ich finde, dass sie echt gelungen sind und außerdem ist das natürlich eine super Erinnerung an meine tolle Einsatzstelle!

Taaaadaaaaaa! (Foto: Clément)

Am 16. Juni ist übrigens internationaler Tag des afrikanischen Kindes gewesen! Dieser Tag wird seit 1991 in Gedenken an den 16. Juni 1976 gefeiert, an dem in Südafrika zahlreiche Kinder und Jugendliche bei einer Demonstration von Schülern für bessere Bildungsbedingungen zu Tode gekommen sind, weil diese gewaltsam beendet wurde. Auch bei Midjo Togo, der anderen Organisation, in der ich mich ja nebenbei noch engagiere, sollte dieser Tag eine besondere Stellung einnehmen und so haben wir diesen Tag am 17. Juni mit den Kindern „nachgefeiert“. Dazu wurden mit ihnen die Wochen zuvor einfach ein paar Tänze und traditionelle Theaterstücke einstudiert, die sie an diesem Tag dann mit Bravur aufgeführt haben. Anschließend gab es für alle zu Essen und zu Trinken und wir hatten einen echt besonderen und schönen Tag.

Während die Kinder ihre einstudierten Stücke aufführen... (Foto: Ekue)

...macht es sich das Publikum gemütlich. (Foto: Ekue)

Hier alle Kinder in ihrer traditionellen Kleidung nach der Aufführung. (Foto: Ekue)

Hier (fast) alle Animateure: v.l.n.r. Etiam, Aaron, Charbelle, ich, Ekue, Patricia, Victoire und Frena. (Foto: Ekue)

Und da nochmal aaaalle zusammen :-) (Foto: Ekue)

Für die kommende Zeit habe ich diverse tolle Ankündigungen: Erstens kommt am Sonntag, den 2. Juli für eine Woche mein Papa zu Besuch! Ich hätte euch davon gerne schon eher erzählt, da ich vor Vorfreude fast platze, aber es stand ziemlich lange immer noch in den Sternen, ob es letztendlich klappt oder nicht. Jetzt ist es Realität, das Visum klebt im Reisepass, die Impfungen sind gemacht und der Flug ist gebucht. Das wird so spannend, ihm hier alles zu zeigen und ich bin gespannt, was er so zu allem sagen wird. Wir haben bereits ein straffes Programm, denn diese eine Woche wird vergehen wie im Flug!

Zweitens werde ich ab Mitte bis Ende Juli tatsächlich am Bau des Schulgebäudes teilnehmen, wofür ich, seitdem ich bei Midezon bin, Spenden sammle. Das wird sicherlich noch einmal eine Erfahrung, die unvergesslich sein wird und die nicht allen hier zur Verfügung steht. Ich finde es einfach toll, bei dem Projekt, bei dem ich mich im Voraus so viel bemüht habe, auch bei der wirklich Umsetzung ein wenig mithelfen zu können. Auch darauf steigt meine Vorfreude also von Tag zu Tag! Der Juli wird noch einmal eine ganz andere Nummer!

Ihr seht, mir steht noch eine spannende letzte Zeit bevor, von der ich euch anschließend hoffentlich auch weiter berichten werden kann. (Man weiß nie, mein PC spinnt zurzeit etwas rum und spurt nicht mehr so ganz, wie ich es gerne hätte. Drückt mir die Daumen, dass ich alles retten kann, was ich retten muss, damit er danach repariert werden kann!)

Bis zum nächsten Mal sende ich wie immer ganz liebe Grüße!

Eure Valentina

P.S.: Eigentlich sollte der Eintrag schon Ende Juni kommen. Ich konnte ihn aber leider nicht mehr pünktlich hochladen, weil mein PC nicht ganz so wollte wie ich. Konnte das Problem jetzt (zumindest halbwegs) beseitigen, deswegen der Eintrag erst jetzt. Tut mir leid! Ein neuer Eintrag folgt dann hoffentlich auch bald.