Hier melde
ich mich wieder aus dem zurzeit etwas verregneten Togo, weil hier jetzt die
Regenzeit ordentlich eingesetzt hat. Es ist jetzt nicht so ein Dauerregen, der
über Tage geht, aber es regnet sehr oft, manchmal täglich und teilweise sind
die Regenfälle auch ordentlich stark. Da stehen manche Straßen dann schon mal
so unter Wasser, dass man bis zum Fußknöchel in der braunen Suppe steht und in
den nicht geteerten Straßen Lomés muss man Zickzack um die Riesenpfützen laufen
und aufpassen, dass die Flip-Flops nicht im Schlamm stecken bleiben oder in der
Pfütze schwimmen gehen. Anfang Juni war ich sonntags mal auf dem Weg zur
Arbeit, weil eigentlich unsere zweiwöchentliche Besprechung mit allen
Freiwilligen stattfinden sollte. Da bin ich genau in so eine Regenfront
hineingefahren und wirklich ein paar Meter vor meiner Arbeit musste ich mir
einen Unterschlupf suchen und bestimmt eine Stunde warten, bevor ich trotzdem
noch im Regen in ein Taxi gesprungen bin, das mich zumindest bis kurz vor meine
Arbeit gefahren hat. Von der großen Straße aus musste ich die 200 Meter aber
auch noch bis zum Eingang kommen. Meine Flip-Flops in der Hand, bin ich also
barfuß losgesprintet und wurde von den Blicken verwirrter Togoer verfolgt, die
sich wahrscheinlich dachten, was die verrückte Weiße denn durch den Regen
rennt. Mit „Yovo, Yovo, courage!“ riefen sie mir Mut zu – womit sie Recht
hatten, denn ich kam trotzdem ziemlich nass und verfroren bei meiner
Einsatzstelle an. Weitere Midezon-Mitglieder? Natürlich weit und breit bei
diesem Wetter nirgends zu sehen – alles umsonst!
Typisch
togoisch ist es nämlich auch, bei Regen einfach gar nicht erst groß vor die Tür
zu gehen. Auch bei uns Freiwilligen ist es dann ganz selbstverständlich, wenn
wir nicht zur Arbeit kommen bzw. erst dann kommen, wenn der Regen aufgehört
hat. Da sich ja viel zu Fuß oder mit dem Motorrad fortbewegt wird natürlich
auch gewissermaßen verständlich.
So überschwemmt war meine Einsatzstelle bei meiner Ankunft an diesem absolut verregneten Sonntag! |
Nach meiner Ghanareise erwarteten mich übrigens nicht nur meine WG-Mitglieder zu Hause, sondern auch Korbi, einer meiner beiden Teamer vom VIA-Vorbereitungsseminar für das weltwärts-Jahr. Wir haben uns unglaublich gefreut, dass er auf seiner Westafrika-Reise auch einen Zwischenstopp bei uns in Lomé gemacht hat. Obwohl er zunächst nur ein Wochenende bei uns geplant hatte, haben ihn die zahlreichen Runden Stadt Land Fluss und unser hochintelligentes Geschwätz irgendwie doch anderthalb Wochen bei uns festgehalten. Weil ihn auch ein paar Ghana-Freiwillige wiedersehen wollten, er aber nicht lange nach Ghana konnte, weil ihm die ghanaische Botschaft bezüglich des Visums Steine in den Weg legte, kamen zwei aus Ghana kurzerhand auch rum. Unter anderem haben wir dann gemeinsam einen kleinen Ausflug nach Agbodrafo (ein Ort in Richtung der beninischen Grenze) unternommen, wo wir mal wieder die Piroge genommen haben, um über den Togosee nach Togoville zu schippern. Vor allem seine Blödeleien haben uns in den Tagen nach seiner Weiterfahrt bereits ganz schön gefehlt.
Auf der
Arbeit geht es auch weiterhin vorwärts! Zahlreiche Kurzzeitfreiwillige sind
gekommen und gegangen. Marine und Emilie, die zwei Französinnen, von denen ich
euch bereits kurz erzählt habe, haben ihre drei Wochen bei Midezon erfolgreich
hinter sich gebracht.
Gaspard,
ebenfalls ein Franzose, kam eine Woche nach den Mädels und ist für sechs Wochen
geblieben. Mit ihm hatte ich etwas mehr zu tun, da er morgens, wie ich auch,
für den Verein selbst gearbeitet hat. Für die Sommerferien der Kinder wurde ein
kleines Projekt verfasst, das das Einstudieren eines kleinen Theaterstücks
beinhaltet, das gleichzeitig Themen beinhalten soll, die sowohl die Kinder
selbst, als auch deren Eltern als Publikum sensibilisieren sollen, wenn es
aufgeführt wird. Gemeinsam haben wir uns auf die Themen Umwelt(schutz), Mobbing
& Handicap und Gewalt geeinigt und Gaspard und ich haben in ein paar Tagen
ein kurzes Theaterstück geschrieben. Da ich ja nicht mehr allzu viel Zeit bei
Midezon habe und das Stück auch erst gegen Ende dieses Kalenderjahres
aufgeführt werden soll, tut es mir ein bisschen leid, dieses „Baby“ einfach so
aus der Hand zu geben. Denn ich finde, es ist ein tolles Projekt für die
Kinder, bei dem sie hoffentlich viel Spaß haben. Ich werde dann darauf
bestehen, mir von der Aufführung Videos schicken zu lassen, um zu sehen, was für
ein Erfolg die Aufführung „meiner“ Kids war.
Um kurz auf
das Thema Kurzzeitfreiwillige zurückzukommen: Dazu muss ich ja ehrlich sagen,
dass ich davon leider nicht viel halte. Vor allem während der Zeit von den
beiden Mädels, die ja nur drei Wochen da waren, hat mich das Thema ganz schön
beschäftigt. Ich habe bemerkt, dass diese Freiwilligen das „Helfersyndrom“ noch
so stark intus haben. Sie bringen einen Haufen Spenden und denken damit, Togo
zu retten. Ich habe das Gefühl, dass das Bild, was sie wieder mit nach Hause
nehmen, nicht ganz der Realität entspricht, was natürlich dazu führt, dass auch
ein verfälschtes Bild weitergegeben wird. Bei vielen schwierigen Themen, über
die wir hier während unseres Jahres viel nachdenken, reden und diskutieren und
über die wir vielleicht auch mehrfach unsere Meinung ändern, bleibt den
Kurzzeitfreiwilligen gar nicht die Zeit dafür. Für die Kinder finde ich es
außerdem schade, dass sie sich ständig an neue Gesichter gewöhnen müssen und zudem
sind sie natürlich auch traurig, wenn jemand schon wieder geht, nachdem sie die
Person ja gerade erst richtig kennengelernt und ins Herz geschlossen hat. Der
Verein profitiert davon aber natürlich enorm und ich kann deswegen auch
verstehen, dass sie alle Freiwilligen empfangen, die gerne kommen möchten. Ich
habe meinen Chef in einem Gespräch aber mal auf die genannten Punkte
hingewiesen und ihm meine Meinung darüber erzählt und er hat sich sogar sehr
dafür bedankt und war froh darum, dass ich ihn dazu bewege, die Sachen auch
einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dass er es nicht negativ
aufnimmt, wenn ich ihn darauf anspreche, war mir klar, da ich ihn mittlerweile
gut kenne, aber seine große Offenheit hat mich in diesem Moment trotzdem noch
einmal unglaublich gefreut.
Auf meine
Initiative hin haben wir mit den Mitgliedern von Midezon vor zwei Wochen
sonntags ein kleines Fußballspiel organisiert. Ich selbst bewege mich hier
leider echt viel zu wenig und somit hatte ich Lust, mal wieder den Ball am Fuß
zu spüren. Ursprünglich war meine Idee deshalb, einfach innerhalb von Midezon,
sprich mit den lokalen Freiwilligen und Gaspard ein bisschen zu spielen. Das
Ganze hat dann etwas seriöser geendet, als ich wollte, denn Gaspard wurde eine
Woche zuvor von einer Mannschaft eingeladen, die regelmäßig ganz in der Nähe
trainiert, auch mal mit ihnen zu spielen. Und dann kam ganz schnell die Idee
auf, dass man ja ein Spiel zwischen dieser Mannschaft und Midezon machen
könnte. So haben wir es letztendlich auch gemacht und sonntags um 6:30 Uhr standen
alle halbwegs fit auf der Matte, um sich auf zu machen zum nahegelegenen
Bolzplatz. Natürlich hat uns die Mannschaft 5:3 abgezogen, aber dafür, dass die
Midezon-Truppe vorher ja nie zusammen gespielt hat, war das Ergebnis ja echt
akzeptabel. Die Stimmung war dafür echt ausgelassen und das war das Wichtigste.
Obwohl das ja alles auf meinen Mist gewachsen war (zumindest die ursprüngliche
Idee), war für mich an diesem Tag leider dann nicht so viel mit Spielen, da es
mir dann doch eine Nummer zu ernst und zu professionell war – da habe ich den
Herren der Schöpfung doch lieber den Vortritt gelassen. Von der Mannschaft
wurden wir anschließend noch eingeladen, traditionell Sodabi (der togoische
selbstgebraute Schnaps) mit ihnen zu trinken. Da, wo bei den deutschen
Kreisliga-Herren der Kasten Bier steht, steht hier also die Flasche Sodabi ;-).
Am 31. Mai
war Tag der Spiele und so haben wir (etwas verspätet am 2. Juni) alle unsere
Spiele ausgepackt, die wir bei Midezon im Repertoire haben, um den Tag mit den
Kindern zu feiern. Unsere Tische waren so vollgepackt mit Spielen, dass sich
die Kinder nicht einmal entscheiden konnten. Sie hatten die Auswahl zwischen
Brett-, Karten-, Strategie- und Bewegungsspielen, aber es gab auch Puzzles und
eine Malecke, die vor allem für die ganz kleinen gedacht war. Der Tag war sehr
anstrengend, denn der Geräuschpegel war enorm bei so vielen spielenden Kids,
aber es war ein voller Erfolg. Sogar einige Elternteile sind unserer Einladung
gefolgt und haben zusammen mit ihren Kindern gespielt und gesehen, was wir den
Kindern nach der Arbeit jeden Tag so bieten.
Ein Selfie mit einer Horde meiner Kinder und rechts unten Bossa, meinem Chef. |
Die leider nicht allzu gut sichtbaren selbstklebenden Buchstaben zieren nun den Eingang :-) |
Malecke für die Kleinen. |
Puzzleecke für die Größeren und die Kleingebliebenen ;-) |
Und Bewegungsspiele für alle! |
Von Midezon-Togo bin ich jetzt übrigens auch stolze Besitzerin eines T-Shirts. Ich finde, dass sie echt gelungen sind und außerdem ist das natürlich eine super Erinnerung an meine tolle Einsatzstelle!
Am 16. Juni
ist übrigens internationaler Tag des afrikanischen Kindes gewesen! Dieser Tag
wird seit 1991 in Gedenken an den 16. Juni 1976 gefeiert, an dem in Südafrika
zahlreiche Kinder und Jugendliche bei einer Demonstration von Schülern für
bessere Bildungsbedingungen zu Tode gekommen sind, weil diese gewaltsam beendet
wurde. Auch bei Midjo Togo, der anderen Organisation, in der ich mich ja
nebenbei noch engagiere, sollte dieser Tag eine besondere Stellung einnehmen
und so haben wir diesen Tag am 17. Juni mit den Kindern „nachgefeiert“. Dazu wurden
mit ihnen die Wochen zuvor einfach ein paar Tänze und traditionelle
Theaterstücke einstudiert, die sie an diesem Tag dann mit Bravur aufgeführt
haben. Anschließend gab es für alle zu Essen und zu Trinken und wir hatten
einen echt besonderen und schönen Tag.
Während die Kinder ihre einstudierten Stücke aufführen... (Foto: Ekue) |
...macht es sich das Publikum gemütlich. (Foto: Ekue) |
Hier alle Kinder in ihrer traditionellen Kleidung nach der Aufführung. (Foto: Ekue) |
Hier (fast) alle Animateure: v.l.n.r. Etiam, Aaron, Charbelle, ich, Ekue, Patricia, Victoire und Frena. (Foto: Ekue) |
Und da nochmal aaaalle zusammen :-) (Foto: Ekue) |
Für die kommende Zeit habe ich diverse tolle Ankündigungen: Erstens kommt am Sonntag, den 2. Juli für eine Woche mein Papa zu Besuch! Ich hätte euch davon gerne schon eher erzählt, da ich vor Vorfreude fast platze, aber es stand ziemlich lange immer noch in den Sternen, ob es letztendlich klappt oder nicht. Jetzt ist es Realität, das Visum klebt im Reisepass, die Impfungen sind gemacht und der Flug ist gebucht. Das wird so spannend, ihm hier alles zu zeigen und ich bin gespannt, was er so zu allem sagen wird. Wir haben bereits ein straffes Programm, denn diese eine Woche wird vergehen wie im Flug!
Zweitens
werde ich ab Mitte bis Ende Juli tatsächlich am Bau des Schulgebäudes
teilnehmen, wofür ich, seitdem ich bei Midezon bin, Spenden sammle. Das wird
sicherlich noch einmal eine Erfahrung, die unvergesslich sein wird und die
nicht allen hier zur Verfügung steht. Ich finde es einfach toll, bei dem
Projekt, bei dem ich mich im Voraus so viel bemüht habe, auch bei der wirklich
Umsetzung ein wenig mithelfen zu können. Auch darauf steigt meine Vorfreude
also von Tag zu Tag! Der Juli wird noch einmal eine ganz andere Nummer!
Ihr seht,
mir steht noch eine spannende letzte Zeit bevor, von der ich euch anschließend
hoffentlich auch weiter berichten werden kann. (Man weiß nie, mein PC spinnt
zurzeit etwas rum und spurt nicht mehr so ganz, wie ich es gerne hätte. Drückt
mir die Daumen, dass ich alles retten kann, was ich retten muss, damit er
danach repariert werden kann!)
Bis zum
nächsten Mal sende ich wie immer ganz liebe Grüße!
Eure
Valentina
P.S.: Eigentlich sollte der Eintrag schon Ende Juni kommen. Ich konnte ihn aber leider nicht mehr pünktlich hochladen, weil
mein PC nicht ganz so wollte wie ich. Konnte das Problem jetzt
(zumindest halbwegs) beseitigen, deswegen der Eintrag erst jetzt. Tut
mir leid! Ein neuer Eintrag folgt dann hoffentlich auch bald.