…war ungefähr
das Motto des letzten Wochenendes, an dem ein schon lang im Voraus
organisierter Ausflug geplant war. Es sollte für alle nach Atakpamé und Badou
gehen, und bis auf eine schlossen sich inklusive ein paar Jungs auch alle an.
Schon vorher wurde uns bei einem Treffen mit allen das Programm für die zwei
Tage vorgestellt und mal wieder etwas zu früh für einen Samstagmorgen sollte es
um 5 Uhr losgehen. Frédéric, der alles organisiert hatte, hatte unter Anderem
auch einen kleinen Bus organisiert, so ein typischer, wie sie hier alle
umherfahren, mit dem wir alle mitfahren sollten. Nur kam der Busfahrer circa
eine Stunde zu spät, und nachdem zunächst noch die andere WG abgeholt wurde,
kam der Bus auch endlich bei uns an, sodass wir auf die togoische Art circa
eine Stunde auf unseren gepackten Taschen saßen, obwohl wir diese doch lieber
in den mangelnden Schlaf investiert hätten. Aber nachdem dann unsere Taschen
auch recht schnell auf dem Dach des Busses verstaut waren, konnte es mit ein
bisschen Verzug endlich losgehen. Zuvor wurde noch das Platzproblem geklärt,
denn der Bus, der eigentlich für 15 Personen ausgelegt ist (und trotzdem nie
mit nur 15 Personen besetzt ist) war für die anwesenden 20 Personen doch schon
etwas eng – obwohl wir da noch nicht wussten, was noch auf uns zukommen würde…
Vor unserer WG wird das letzte Gepäck auf dem Dach verstaut (Foto: Stella) |
Bis Atakpamé dauerte es in etwa 2 einhalb
Stunden, wo unser erstes Ziel die Wohnung von Judith und Bernadette war. Das
sind die zwei Freiwilligen, die vor noch gar nicht allzu langer Zeit endlich
auch in ihre endgültige Wohnung nach Atakpamé ziehen konnten und endlich nicht
mehr aus dem Koffer leben müssen und anfangen können zu arbeiten. Bei den
beiden angekommen gab es nach einer kurzen Wohnungsbesichtigung für alle ein
ausgiebiges Frühstück, was jedoch auch bald schon von einem
(verständlicherweise – er hat sich den ganzen Stress im Voraus angetan) etwas
gestressten Frédéric beendet wurde, da wir weiterwollten, um im Programm nicht
noch weiter in Verzug zu gelangen. Woran bis dato keiner gedacht hatte: Mit
Judith, Bernadette und einem weiteren togoischen Freund der Jungs und der
beiden Mädels, waren wir ja jetzt noch drei Personen mehr, die irgendwie im Bus
untergebracht werden mussten – und schon auf der Fahrt nach Atakpamé klagte
jeder zweite über eingeschlafene Körperteile. Als wir uns eigentlich schon so
in den Bus gesetzt hatten wie vorher und aber dann natürlich noch Personen ohne
Sitzplatz vor dem Bus standen, entschied sich der Busfahrer dazu, selbst Hand
anzulegen, und die Sitzordnung im Bus eben etwas umzudisponieren. Dazu sagte er
mir, ich solle doch nochmal kurz aufstehen, kurzerhand wurde in der Reihe
hinter mir zwischen Cindy und Mara noch eine 10-Zentimeter-Lücke geschaffen,
woraufhin er mir deutete, dass genau das jetzt mein neuer Sitzplatz werden
würde. Kurz war ich etwas verwirrt, dachte zunächst, er wolle mich veräppeln,
aber auf meine Verblüfftheit folgte die ernüchternde Einsicht, denn das war
wohl sein Ernst. Also setzte ich mich eben in die Lücke – oder auch nicht in
die Lücke, sondern vielmehr auf Cindys und Maras Schoß, denn in die Lücke
passte ich nicht einmal mit einer Pobacke. Natürlich half der Fahrer persönlich
noch etwas nach und versuchte, mich verzweifelt noch etwas tiefer in die Lücke
zu drücken, bevor er sich dann mit meiner Sitzposition einfach zufrieden gab,
und sich an die nächste Reihe machte. Erstaunlicherweise bekamen wir dann
irgendwie tatsächlich alle Personen unter – obwohl, vielleicht nicht ganz alle:
Der junge Mann, der wohl der Auszubildende des Fahrers war, musste aufs Dach zu
unseren Taschen ausweichen und dort unsere Reise fortsetzen. Er hatte es
vermutlicherweise wohl aber bequemer als wir alle in dem Bus, denn nachdem ich
zunächst Angst hatte, meine beiden Sitznachbarinnen unter mir zu begraben,
wuchs danach die Angst um deren Hüftknochen, die ich nicht zertrümmern wollte,
als ich bei jedem Schlagloch auf der nun nicht mehr befestigten Straße tiefer
und tiefer in die Lücke hineinrutschte. Nach 15 Minuten trauten wir uns dann
doch, etwas zu sagen, da wir die angekündigte 3-stündige Weiterfahrt so auf
jeden Fall nicht ausgehalten hätten. Also wurde unserer Reihe wieder eine
Person entnommen und ganz nach vorne gesetzt, sodass wir zumindest wieder
einigermaßen Luft zum Atmen hatten und dem Weg nach Badou außer ein paar über
die Straße laufender Tiere nichts mehr im Wege stand.
Ich bin offensichtlich nicht sonderlich erfreut, in den Bus einsteigen zu müssen... (Foto: Stella) |
Kurze Pinkel- und Beine-vertreten-Pause, bei solch einer Fahrt dringend mal nötig! |
Über weiterhin holprige
und sehr kurvige Straßen (ich bin überrascht und gleichzeitig natürlich froh,
dass sich meine Reiseübelkeit eher in Grenzen gehalten hat) gelangten wir nach
einer gefühlt 8-stündigen Fahrt in der Sauna endlich in die kleine Stadt Badou,
wo wir als erstes vor einem großen Haus Halt machten, von dem wir zunächst
dachten, es sei auch unsere Bleibe für die Nacht, doch hier bekamen wir nur
unser Mittagessen. Gleich danach ging es auch schon weiter zu unserer
tatsächlichen Unterkunft, die gar nicht weit entfernt war. Wir teilten uns
schnell in die Zimmer auf, legten unsere Sachen ab und zogen uns dann auch
schon um, damit wir ausgerüstet mit festen Schuhen, Badesachen und Handtüchern
zum Hauptprogrammpunkt des Wochenendes kommen konnten: Los ging es zum
Wasserfall von Badou, der „cascade d’Aklowa“! Um dorthin zu gelangen, mussten wir
zunächst ein ganzes Stück laufen und für richtige Sportsmuffel wäre dieser Trip
wohl eher nichts gewesen, denn es ging über Stock und Stein, bergauf, bergab,
durch (oder über) den reißenden Fluss und das alles bei einer unglaublichen
Luftfeuchtigkeit, die bewirkte, dass wir alle ganz schön ins Schwitzen kamen
und das Wasser bereits am Körper lief, bevor wir uns nach einer guten Stunde
endlich ins kühle Nass schmeißen konnten.
And I will... (Foto: Stella) |
...walk 500 miles... |
Dort
angekommen war außerdem allein der Anblick wirklich atemberaubend, von diesem
wirklich nicht kleinen Wasserfall, der uns außerdem die Wucht des Wassers
spüren ließ, vor allem, als wir zum Baden ins Wasser gingen. Man konnte sich
einfach mit dem Rücken zum Wasserfall stellen und sich zurücklehnen, der Wind
und die Wucht des Wassers verhinderten, dass man umkippte. Außerdem war
das Wasser unglaublich kalt,
wahrscheinlich auch, weil es die Tage oder ein paar Stunden davor noch geregnet
hatte. Nach einiger Zeit im Wasser wurde es dann doch auch zu kalt – wohl das
erste Mal hier in Togo, dass ich richtig von „frieren“ reden konnte. Trotzdem
war das eine überaus gelungene Abkühlung und wir hatten viel Spaß im Wasser,
schossen ganz viele Fotos, bevor es dann auch bald schon wieder zurück ging,
bevor die Sonne unterging. Auf dem Rückweg bekamen wir die untergehende Sonne
dann sogar trotzdem zu sehen, was uns eine wirklich schöne Kulisse bot.
Hier war der Wasserfall schon langsam in Sicht... |
...und hier konnten wir uns endlich im Wasser erfrischen... (Foto: Stella) |
...und gaaanz viel Spaß zusammen haben :) (Foto: Stella) |
Das war der Sonnenuntergang auf dem Weg zurück :) |
Erschöpft
und müde vom langen Tag kamen wir dann auch endlich alle wieder in unserer
Herberge an, wo wir uns alle schnell wieder frisch machten, denn das Abendessen
sollte auch nicht mehr lange warten. Frédéric hatte im Voraus mit ein paar
Frauen aus dem Dorf abgesprochen, dass es an diesem Abend für die ganze Meute
Fufu und Erdnusssauce geben sollte. Uns wurde sogar angekündigt, dass wir das
Fufu selbst stampfen durften, aber da wir mit dem Programm ja schon den ganzen
Tag im Verzug waren, gelang es uns auch abends nicht zum abgesprochenen
Zeitpunkt bei den Frauen zu sein. Zudem bot Frédéric uns allen an, auch in der
Herberge zu warten, wenn wir zu müde waren. Er würde das Essen mit ein paar,
die noch nicht zu geschafft waren, holen und bringen, sodass wir alle zusammen
essen könnten. Ihm schloss sich dann aber doch noch eine recht große Gruppe an,
um mitzukommen und so wollte auch ich mitkommen, vor allem weil ich erfahren
hatte, dass die Frauen noch nicht fertig waren und es so noch ordentlich etwas
zu stampfen gab! Wir liefen also ein gutes Stück durch das Dorf, bevor das
Geräusch des Stampfens schon deutlich ertönte. Dann durfte ich das Fufustampfen
endlich auch mal ausprobieren! Es verlangt ordentliche Muskelkraft und
Ausdauer, man kommt also schön schnell ins Schwitzen. Und da man immer zu zweit
stampft, ist es auch gar nicht so einfach, als Ungeübter so leicht den Rhythmus
zu finden. Nachdem jeder, der wollte, mal versucht hatte, packten wir uns alle
Leckereien ein und kehrten zu den anderen zurück, die auch schon sehnlichst auf
das Essen gewartet hatten. In gemütlicher Runde saßen wir dann zusammen und
genossen das (zumindest teilweise) selbstgestampfte Fufu!
Auch ich habe endlich das erste Mal Fufu stampfen dürfen! Ich glaube, ich muss aber noch ein bisschen üben :) |
Ich habe das Essen mal wieder seeehr genossen! |
Anschließend
wurde sogar noch ein Lagerfeuer hinter dem Haus angezündet, um das wir uns dann
alle herum setzten und zunächst der Geschichte und dem Getrommel von einem der
Jungs lauschten, bevor ein paar Meter weiter auch Musik angemacht wurde und
sich bald alle auf die dort vorhandene Tanzfläche bewegten. Ich muss wirklich
sagen, dass man hier unter Tanzen noch einmal etwas ganz anderes versteht, aber
es einfach super viel Spaß macht, sich mit den Einheimischen zusammen zu den
Rhythmen der Musik zu bewegen!
Alle zusammen um das Lagerfeuer - eine echt gemütliche Stimmung! (Foto: Stella) |
Und so
ließen wir den Abend ausklingen, bevor sich die einen früher, die anderen etwas
später in Richtung Bett bewegten, um sich nach diesem anstrengenden Tag gut
auszuruhen.
Am
Sonntagmorgen wurde nämlich auch nicht sonderlich lang geschlafen. Um kurz nach
8 war Treffpunkt für alle, und auch wenn einige etwas später eintrafen, ging es
für alle gemeinsam wieder zurück zu dem Haus, in dem wir am Tag zuvor auch
unser Mittagessen erhalten hatten. Dort bekamen wir auf dem Balkon unser
Frühstück mit wunderschönem Ausblick über die umliegende Landschaft!
Hier saßen wir am Sonntagmorgen dann alle zusammen auf dem riesigen Balkon und haben gefrühstückt. (Foto: Stella) |
Den Ausblick durften wir während des Frühstücks von dort oben genießen! |
Und obwohl
an diesem Tag noch ein weiterer Programmpunkt, nämlich die Besichtigung einer
Kaffee- und Kakaobohnenplantage, auf dem Plan stand, bekamen wir das zeitlich
leider nicht mehr hin. Denn wir mussten uns zeitig wieder auf die Heimreise
begeben, da auf den großen Straßen bei vollständiger Dunkelheit nicht mehr
gefahren wird und ich bin mir sicher, dass sich die Möglichkeit einer solchen
Plantagenbesichtigung bestimmt noch einmal ergibt. Nachdem wir Judith und
Bernadette wieder sicher bei sich zu Hause in Atakpamé abgesetzt hatten, ging
es für den Rest auch schon wieder zurück nach Lomé, wo wir genau rechtzeitig in
der Abenddämmerung ankamen. Für meine WG gab es an diesem Abend nur noch ein
schnelles Abendessen, bei dem wir das Erlebte noch einmal gemeinsam Revue
passieren ließen und dann fielen wir alle auch schon recht schnell hundemüde in
unser Bett. Schließlich stand ja der Start in die neue Woche bevor!
Insgesamt hat
sich der Ausflug auf jeden Fall gelohnt und ich bin sehr froh, daran
teilgenommen zu haben. Es macht einfach Spaß, zusammen mit den anderen, Togo Stück
für Stück immer ein bisschen mehr zu erkunden. Natürlich war der Ausflug nur
sehr kurz und man überlegt sich auch wirklich zweimal, ob man die lange Strecke
und die dementsprechend nicht so angenehme Fahrt für solch einen kurzen Ausflug
noch einmal in Kauf nimmt, aber ich persönlich kann sagen, dass es sich für
mich gelohnt hat. Außerdem sind vielleicht schon weitere Ausflüge in Planung,
bei denen wir dann etwas mehr Zeit einkalkulieren werden und dann auch nicht in
Stress geraten. Ich freue mich drauf!
Und weil ich
keine Künstlerin darin bin, gekonnte Übergänge zu finden, noch ganz kurz ein
etwas abrupter Themenwechsel, für diejenigen, die es auch interessiert, wie es
bei mir auf der Einsatzstelle vorangeht:
In letzter
Zeit waren meine Chefs des Öfteren mal wieder bei uns im Zentrum, um diverse
Sachen abzusprechen und zu planen. Ich hatte ja bereits von der geplanten
Aufklärungsarbeit erzählt und nun kam konkret bei den Gesprächen heraus, dass
jeden Mittwochnachmittag und jeden Freitagnachmittag zwei Stunden verwendet
werden sollen, um einmal Aufklärungsarbeit zu bestimmten vorbereiteten Themen
bei uns im Zentrum zu leisten und um außerdem Hausbesuche zu starten, und dort
neben Aufklärungsarbeit auch medizinische Kontrollen, vor allem zu
Bluthochdruck, zu machen. Wir besprachen, wie man vielleicht mit einfachen
Mitteln noch bewirken könnte, dass bei den Leuten aus dem Umkreis, die das
Zentrum zu solchen Aufklärungsanlässen besuchen, auch „etwas hängenbleibt“. Da
viele (anscheinend sogar der Großteil) der Leute in Dorf und Umkreis wohl noch
Analphabeten sind, haben wir überlegt, vielleicht trotzdem auf Plakaten
bildlich zu unterstützen, was wir erklären werden. Wie genau der Ablauf dieser
Nachmittage stattfinden soll, ist auch noch nicht klar und ich weiß auch noch
nicht konkret, inwiefern ich eingebunden werde, aber das lasse ich dann auch
einfach auf uns zukommen oder ich werde es vor den ersten Veranstaltungen
einfach noch einmal ansprechen.
Zudem war
schon seit der Eröffnung für den 26. Oktober der Impftag geplant, an dem alle
0-5 jährigen Kinder und auch schwangere Frauen aus dem Umkreis kostenlos ihre
nötige Impfung erhalten sollten. Der Tag war ein voller Erfolg, es waren
bestimmt 25 Kinder dort, die sich zusammen mit ihren Müttern ihre Spritzen
haben geben lassen. Seit dem Tag weiß ich auch, was meine Mitbewohnerinnen
immer meinen, wenn sie sagen, dass ständige schreiende Kinder um einen herum
ziemlich anstrengend sein können, aber dennoch genoss auch ich den Trubel und
war zwischendurch ganz entzückt, das ein oder andere Kind auf dem Arm zu
halten, trösten zu können und auch wieder zum Lächeln bringen zu können. Schon
am 30. November soll so ein Tag bei uns erneut stattfinden und ich bin
gespannt, ob mit größerer Ankündigung in Kirchen, Moscheen sowie Schulen noch
mehr Leute vorbeikommen werden!
So viel zum
aktuellen Stand hier in Togo! Heute ist Freitag und gerade sind natürlich
wieder die Jungs vorbeigekommen, die heute Abend wieder für uns kochen. Noch
ist es eine Überraschung, was es geben soll, aber ich bin sicher, es schmeckt
wie immer super!
Ansonsten
freue ich mich auf das Wochenende, an dem ich hoffentlich mehr Schlaf
abbekomme, als am letzten Wochenende, sodass ich wieder richtig ausgeruht in
die neue Woche starten kann.
Bis dahin
wie immer ganz, ganz liebe Grüße,
eure
Valentina <3
P.S.:
Irgendwie hat sich hier glaube ich die Regenzeit ein bisschen verschoben…
Selbst die Einheimischen sagen ständig, wie ungewöhnlich das Wetter zurzeit
ist. Und heute auf dem Nachhauseweg von der Arbeit (wo ich bei klarem Himmel
gestartet bin) wäre ich fast in den Überschwemmungen Lomés ersoffen! Ich habe
sowas zwar schon einmal gesehen, bisher aber nur im Fernsehen, wenn von
irgendwelchen Überschwemmungen berichtet wurde. Hier darf ich das Ganze auch
mal hautnah miterleben – auch das ist ein Erlebnis! Seht selbst!
So sahen die großen Straßen hier heute aus - wirklich Land unter! |
Rechts sieht man, wie das Wasser aus dem Gulli am Straßenrand gerade wieder heraussprudelt. |
Und hier auf dem letzten Stück bin ich dann barfuß nach Hause gelaufen (bevor ich meine Flipflops in dem See verliere), weil man mit dem Moto wirklich nicht mehr durchkam. |