Freitagvormittag,
und ich sitze da und schreibe meinen Blog. Tja – fast unsere gesamte WG hat es
nach gut zweieinhalb Monaten mal ziemlich erwischt. Zwei von sieben
Freiwilligen sind noch gesund und in der Lage zu arbeiten, der Rest leidet
entweder an einer Bindehautentzündung oder an Magen-Darm.
Gutes altes Haushaltsmittel gegen geschwollene Augen: Kamillenteebeutel auf's Auge! (Foto: Lea) |
Auch bei mir sind es
geschwollene und rote Augen und obwohl es mich ziemlich anstrengt, auf meinen
Computerbildschirm zu schauen, möchte ich die freie Zeit nutzen, um euch mal wieder einiges zu
berichten!
Am 12.
November hatte einer unserer Freunde, Christian, Geburtstag, zu dem wir abends
alle herzlich eingeladen waren. Am Abend zuvor hatten wir schon spontan ein
bisschen hineingefeiert, aber das hinderte natürlich keinen, die offizielle
Einladung zu seinem Geburtstag trotzdem anzunehmen. Er hätte gerne bei sich
gefeiert, aber da sein Haus eine eher schlechte Anbindung an Motos hat (vor
allem, um nachts nach Hause zu kommen), wurde das Fest in die 5er-WG verlagert,
da dort die Anbindung wirklich gut ist, außerdem eine großzügige Dachterrasse
und somit viel Platz vorhanden ist. Nach und nach trudelten alle Gäste ein und
es gab zu essen und zu trinken – ein paar Frauen (eine darunter Christians
Schwester) hatten sich wieder alle Mühe gemacht, alle mit Essen zu versorgen.
Es gab Ablo, eine Art von pâte, mit einer Tomatensauce und außerdem hatten sie
den Grill angeschmissen. Somit gab es für die Fleischesser gegrilltes Hühnchen
und für die Vegetarier Käsespieße dazu.
Als Geschenk
für Christian hatte unsere WG sich die Kosten für eine riesige Barbietorte
geteilt, als kleinen Witz und trotzdem gleichzeitig natürlich als kleine
Aufmerksamkeit für ihn, weil er so viel für uns tut und uns immer hilft, wenn
wir jemanden brauchen. Die Überraschung ist auch gelungen und hat außerdem für
viel Gelächter gesorgt.
Unsere Geburtstagstorte für Christian. Ein echtes Meisterwerk! (Foto: Lea) |
Nachdem alle
satt und wieder gestärkt waren und wir den Abend schon nett auf der
Dachterrasse angefangen hatten, wollten wir aber auch noch richtig tanzen und
feiern gehen und kehrten somit erst im Morgengrauen wieder nach Hause zurück,
um dann nach einem gelungenen Geburtstagsfest müde ins Bett zu fallen.
Ein (Fast-)Gruppenbild von Christians Geburtstagsabend |
Man mag es
kaum glauben, aber letzte Woche Freitag habe auch ich es nach zweieinhalb
Monaten hier in Togo endlich das erste Mal auf den Grand Marché im Zentrum von
Lomé geschafft! Irgendwie hat sich vorher die Gelegenheit nie ergeben und immer
wenn die anderen dort waren, konnte ich aus irgendwelchen Gründen nicht mit,
aber letzten Freitag haben Lea, Lena, Hannah und ich uns mit Chris verabredet,
um nachmittags dorthin zu fahren. Dort angekommen war ich wieder einmal
überwältigt vom Trubel, den vielen Menschen, den vielen Farben und
verschiedenen Ständen, zwischen denen sich neben den Menschen auch noch
unendlich viele hupende Motos und sogar Autos durchquetschten. Der Lärmpegel
unvorstellbar, sodass einem nach einer halben Stunde spätestens jedes Hupen auf
die Nerven ging und man die Leute, die einem ständig hinterherriefen,
irgendwann automatisch ignorierte. Leider sind wir nicht wirklich gemütlich
geschlendert, da wir für Hannah nach etwas bestimmtem gesucht haben, wofür wir
aber schon recht spät dran waren. Deswegen war es mehr ein Wettrennen durch die
Menschenmengen mit kleinen kurzen Pausen, in denen kontrolliert wurde, ob
überhaupt noch alle da waren. Als wir schließlich die Suche für Hannah beendet
hatten, konnten wir doch noch etwas ruhiger über den Markt gehen und sind
natürlich gleich zu den Ständen mit den traditionellen Stoffen. Schon auf dem
Markt bei uns in der Nähe gibt es wirklich viele Stände mit einer großen
Auswahl – dennoch nichts gegen die Auswahl an Pagnes der Stände auf dem Grand
Marché! Man weiß gar nicht so recht, wo man zuerst schauen soll und unter den
Stapeln von Pagnes ist es auch gar nicht so einfach mal einen zu finden, der einem
wirklich gefällt, einfach weil es zu viele sind. Trotzdem habe ich an diesem
Tag einen ergattert, aber durch den Stress von vorher hatten wir uns dann auch
einfach dazu entschieden, ein anderes Mal zum Grand Marché zurückzukehren und
ein bisschen entspannter und motivierter nach schönen Stoffen zu suchen. Ich
habe fürs erste sogar glaube ich genug Stoffe, die ich jetzt auch erst mal zum
Schneider bringen werde (die es hier wie Sand am Meer gibt), um mir ein paar
schöne Sachen anfertigen zu lassen. Damit hänge ich nämlich im Übrigen auch
schon hinterher, denn mittlerweile hat sich jeder schon etwas schneidern
lassen. Kommt auf jeden Fall demnächst auch bei mir und sobald meine Sachen
fertig sind, folgen selbstverständlich ein paar Fotos! Fotos vom Grand Marché
zu machen habe ich in diesem Moment übrigens leider verpeilt, aber wenn wir
nochmal hingehen und ich es nicht vergesse, dann folgen noch welche.
Am gleichen
Abend hatten ein paar von uns Lust, auf eine Veranstaltung vom Goethe Institut
hier in Lomé zu gehen. In einer Schule ein paar Viertel weiter sollte ein
Reggaekonzert stattfinden. Also machten wir uns nach einem schnellen Abendessen
mit dem Taxi auf den Weg und kamen an, als das Konzert schon eine Stunde lief,
was aber nicht schlimm war. Die Räumlichkeit, in der die ganze Veranstaltung
stattfand, kann man sich ein bisschen wie einen Hörsaal vorstellen, wobei ganz
viele junge Leute nicht mehr in ihren Rängen saßen, sondern direkt vor der
Bühne standen, um den (übrigens deutschen) Reggaesänger zu feiern. Schon am
Eingang wurde man sehr lieb begrüßt und uns wurden von etlichen Personen
Stifte, Armbänder, Hefte und Lineale in die Hand gedrückt. Wir hatten auch
eigentlich etwas komplett anderes erwartet, denn letztendlich hatte das ganze
wirklich mehr etwas von einer Schulveranstaltung oder einem Schulkonzert. Lange
hielten wir uns deswegen dort auch nicht auf und so haben wir stattdessen den
Abend in einer Bar (die mittlerweile zu unserer Stammbar geworden ist)
ausklingen lassen.
An diesem
Wochenende stand außerdem wieder ein super spannendes Ereignis an, denn es
sollte nach Kpalimé gehen!
Anicet hatte
Lea, Lena, Hannah und mich eine Woche zuvor gefragt, ob wir bei einem
Wochenendausflug nach Kpalimé dabei wären, sodass er ein Programm
zusammenstellen konnte. Natürlich nahmen wir dieses Angebot gerne an und
machten uns am Samstagmorgen um 8 Uhr zusammen mit Chris und Christian in einem
Taxi auf den Weg. Außerdem war natürlich Anicet noch dabei, der sich aber mit
Kwami schon früher anderweitig auf den Weg gemacht hatte, um uns eine Tortur
wegen Platzmangels wie bei unserem letzten Ausflug zu ersparen. Circa
zweieinhalb Stunden später kamen wir schließlich in Kpalimé vor unserem Hotel
an, wo Anicet und Kwami sogar schon auf uns warteten. Schnell checkten wir in
unsere Zimmer ein und teilten uns auf sie auf, legten unsere Sachen ab, bevor
es ungefähr um kurz nach elf schon Mittagessen geben sollte. Aufgrund der
Tatsache, dass wir alle nicht wirklich viel gefrühstückt hatten, kam uns auch
das ganz gelegen. Zu meiner Freude gab es mal wieder Fufu mit Erdnusssauce, was
mich aber so sättigte, dass ich mich danach selbst wie ein dicker Fufukloß
fühlte. Ganz entspannt hatten wir danach noch anderthalb Stunden Zeit, uns auf
dem Zimmer ein wenig auszuruhen bevor wir dann, ähnlich wie auch schon in
Badou, Bikini und feste Schuhe anzogen und unsere Sachen packten, um uns auf
den Weg zu einem Wasserfall zu machen. Diesmal mussten wir nur nicht ganz so
viel laufen und wir mussten auch erst einmal circa eine halbe Stunde mit dem
Auto über die engsten Sträßchen bis zu dem Punkt fahren, ab dem man zu Fuß
losgehen konnte. Von dort aus machten wir uns dann also für nochmal etwa 20
Minuten zu Fuß auf den Weg, bis wir beim Wasserfall ankamen. Im Vergleich zu
dem Wasserfall in Badou war dieser schon sehr viel kleiner und fiel auch nicht
aus 100 Metern in die Tiefe, aber dennoch war es auch dort wunderschön!
Natürlich sprangen wir direkt auch wieder in das schön kalte Wasser, schossen
ein paar coole Fotos und hatten Spaß in unserer kleinen Gruppe, bevor wir uns
dann auch gemütlich und ohne Stress wieder zurück auf den Weg zum Auto machten,
mit dem wir dann auch wieder zum Hotel gelangten. Dort machten wir uns frisch,
ruhten uns ganz kurz aus und danach ging es auf die Suche nach Abendessen.
Kurzerhand landeten wir in einer Cafeteria (kann man sich vorstellen wie so ein
Mini-Straßenrestaurant), wo wir Reis und Nudeln mit einer sehr scharfen, aber
sehr leckeren Sauce bei Kerzenschein genossen, weil kurz der Strom ausgefallen
war. Nachdem wir dann wieder gesättigt ins Hotel zurückgekehrt waren, setzten
wir uns gemeinsam im Hotel auf die Terrasse, tranken ein bisschen was,
unterhielten uns ausführlich über alle möglichen Themen und hatten einfach
einen echt sehr schönen Abend, der den schon sehr schönen Tag wunderbar
abrundete! Besonders mit zwei der Jungs habe ich mich an diesem Abend viel
unterhalten und wirklich schöne Gespräche gehabt, die mich auch noch einmal
viel über deren Charakter und Persönlichkeiten gelehrt haben. Alles in allem
ein überaus gelungener Tag! :)
Der Ausblick von der Hotelterrasse |
Und das ist die "Hotelterrasse", auf der wir es uns auch abends gemütlich gemacht haben. |
Auf dem Weg zum Wasserfall (Foto: Hannah) |
Links von mir Lea und rechts von mir Chris: drei Grinsebacken auf einem Bild :) (Foto: Lea) |
Uuuuund noch eins :) (Foto: Lea) |
Der kleine, aber feine Wasserfall :) (Foto: Hannah) |
Und hier noch ein Bild mit Lea und Christian :) (Foto: Christian) |
Am nächsten
Tag gab es um 10 Uhr Frühstück, damit wir auch ein bisschen länger schlafen und
den Tag somit gemütlich angehen konnten. Nach unserer Stärkung packten wir
unsere Sachen in den Hotelzimmern wieder zusammen, weil es dann auch gleich
schon weiter gehen sollte. Der Weg führte uns zum Château Vial, einem Schloss
in Kpalimé, das von einem Franzosen mit deutschen Wurzeln von 1940-1944 gebaut
wurde. Dort wohnte der erste Anwalt in Togo, der aber natürlich nicht nur in
Kpalimé arbeitete, sondern auch Fälle in anderen Teilen Togos betreute. Zur
Fortbewegung nutzte er damals ausschließlich sein Pferd. Unglaublich
beeindruckend, wenn man den Weg hoch zum château und die Umgebung gesehen hat,
denn das Schloss befindet sich ziemlich im Nirgendwo hoch oben auf einem Berg.
Wir wurden durch alle Räumlichkeiten des Schlosses geführt und nebenbei
erzählte uns ein Guide alles Wissenswerte über das Schloss und dessen
Geschichte. Leider wird es gerade renoviert und war deswegen von innen kaum
noch in seinem ursprünglichen Zustand, außerdem waren die Räume größtenteils
leer und alles ähnelte eher einem Rohbau. Wenn die Renovierung abgeschlossen
ist, soll daraus vielleicht ein Hotel entstehen, denn vor allem Kpalimé wird
von vielen Weißen besucht und ist wohl noch die Stadt mit den meisten „Touris“.
(Und nebenbei ist Kpalimé auch eine Stadt mit sehr vielen Freiwilligen. Die
wohl größte togoische Freiwilligenorganisation namens ASTOVOT schickt sehr
viele Freiwillige nach Kpalimé und auch am Botschaftsabend war die erste Frage
von älteren Leuten, die keine Freiwilligen waren: „Na, bist du auch eine der
ASTOVOT-Freiwilligen aus Kpalimé?“ Und auch wir bemerkten beim Gang durch
Kpalimé viel mehr Weiße, als zum Beispiel bei uns in Lomé.)
Von dort
oben hatte man im Übrigen auch einen echt sehr schönen Ausblick auf die
Umgebung. Obwohl es ein sehr schöner, sonniger und heißer Tag war, war es doch
auch leider sehr diesig, weswegen wir zum Beispiel nicht wie sonst von dort
oben bis hinüber nach Ghana schauen konnten. Dennoch genossen wir die Zeit und
den Ausblick von dort oben, bevor uns dann wieder auf den Weg machten, um
unsere letzte Station im Programm zu besuchen: Eine Handwerkstatt, in der
traditioneller Schmuck, auch Stoffe und kleine Souvenirs aus Holz verkauft
wurden. Dort hielten wir uns einige Zeit auf und machten uns anschließend auf
die Suche nach unserem letzten Essen in Kpalimé, um uns noch einmal für die
Rückfahrt zu stärken.
Auf einen Blick: Le château vial (Foto: Hannah) |
Das war eine der wenigen Sachen, die in den doch sehr leeren Räumen übrig war. Im Hintergrund sieht man, dass das Schloss gerade renoviert wird. (Foto: Hannah) |
Der Ausblick vom Schloss aus (Foto: Lea) |
Die Handwerkstadt mit sooooo vielen verschiedenen Figuren, Souvenirs uuuund so weiter |
Und dann ging es Sonntagnachmittags auch schon wieder auf
den Heimweg, nach einem wirklich entspannten und stressfreien, schönen und
interessanten Wochenende! Auch mit einer kleineren Gruppe zu reisen war
wirklich entspannter als mit einer Riesengruppe von 16 Freiwilligen.
Das war
definitiv nicht mein letzter Besuch in Kpalimé, denn auch das Städtchen hat
mir, von dem was ich bisher gesehen habe, echt gut gefallen und sicher gibt es
dort noch viele andere Sachen zu entdecken.
Was sonst
noch meinen Alltag und meine Arbeit auf der Einsatzstelle betrifft, geht es langsam
auch vorwärts. Diesen Mittwoch haben wir uns das erste Mal in Schale
geschmissen, denn alle Mitarbeiter haben ein grün-weißes Poloshirt bekommen mit
unserem Logo, dem Namen des Zentrums und einem kleinen Spruch. In Begleitung
von Augustin und Nicolas, zwei meiner Kollegen, haben wir uns dann auf in die
Nachbarschaft gemacht, um unsere ersten Hausbesuche zu starten. Diesmal waren
wir in neun Haushalten, um zunächst noch einmal auf das Zentrum aufmerksam zu
machen und den Leuten zu sagen, dass wir 24 Stunden 7 Tage die Woche da sind,
bald auch den Versicherungscode für die togoische Versicherung bekommen und
außerdem nicht nur generelle medizinische Behandlung machen, sondern auch
schwangere Frauen begleiten und beraten, sowie pränatale Untersuchungen durchführen.
Ich war ganz schön überrascht, wie viele Leute in direkter Nachbarschaft
wirklich immer noch nicht von dem Zentrum wussten. Wir wurden immer sehr
freundlich willkommen geheißen und wieder einmal hat mich die unglaubliche
Dankbarkeit der Familien uns und auch speziell mir gegenüber sehr berührt. Zudem
haben wir noch einmal Werbung gemacht für den Impftag nächste Woche Mittwoch,
der als nächstes großes Ereignis bei uns ansteht. Ich hatte ja auch schon von
dem letzten Impftag erzählt und bin auch zuversichtlich, dass der nächste
wieder ein Erfolg wird, da diesmal auch noch mehr Werbung gemacht wurde, auch
in den umliegenden Schulen und Moscheen. In der Hoffnung, dass ich nächsten
Mittwoch wieder ohne Probleme und ohne Ansteckungsgefahr zur Arbeit gehen kann,
versichere ich euch, dann auch davon wieder zu berichten – und natürlich auch
von den weiteren Hausbesuchen, die noch anstehen.
Unser T-Shirt, mit dem wir die Hausbesuche abstatten. |
Soweit mal
wieder zum aktuellen Stand hier. Ich werde jetzt ganz schnell wieder gesund und
dann starte ich auch wieder durch!
Bis zum
nächsten Mal wie immer ganz liebe Grüße!!
Eure
Valentina
P.S.: Falls
ihr euch wundert, dass der Blogeintrag nicht auch an einem Freitag hochgeladen
wurde: Ich habe noch auf Bilder von Kpalimé von den anderen gewartet, die ich
auch mit hochladen wollte. Ich hatte selber leider nur sehr wenige gemacht.
Edit/P.P.S.:
Heute ist ja auch schon wieder Dienstag und ich wollte euch nur über meinen
gesundheitlichen Zustand informieren: Meine Augen sind zwar immer noch gerötet,
aber ich bin soweit wieder fit, dass ich heute wieder den ersten Tag auf der
Arbeit war. Bin also auf einem guten Weg der Besserung!