Dienstag, 29. November 2016

Zweite Station: Kpalimé


Freitagvormittag, und ich sitze da und schreibe meinen Blog. Tja – fast unsere gesamte WG hat es nach gut zweieinhalb Monaten mal ziemlich erwischt. Zwei von sieben Freiwilligen sind noch gesund und in der Lage zu arbeiten, der Rest leidet entweder an einer Bindehautentzündung oder an Magen-Darm.

Gutes altes Haushaltsmittel gegen geschwollene Augen: Kamillenteebeutel auf's Auge! (Foto: Lea)
Auch bei mir sind es geschwollene und rote Augen und obwohl es mich ziemlich anstrengt, auf meinen Computerbildschirm zu schauen, möchte ich die freie  Zeit nutzen, um euch mal wieder einiges zu berichten!

Am 12. November hatte einer unserer Freunde, Christian, Geburtstag, zu dem wir abends alle herzlich eingeladen waren. Am Abend zuvor hatten wir schon spontan ein bisschen hineingefeiert, aber das hinderte natürlich keinen, die offizielle Einladung zu seinem Geburtstag trotzdem anzunehmen. Er hätte gerne bei sich gefeiert, aber da sein Haus eine eher schlechte Anbindung an Motos hat (vor allem, um nachts nach Hause zu kommen), wurde das Fest in die 5er-WG verlagert, da dort die Anbindung wirklich gut ist, außerdem eine großzügige Dachterrasse und somit viel Platz vorhanden ist. Nach und nach trudelten alle Gäste ein und es gab zu essen und zu trinken – ein paar Frauen (eine darunter Christians Schwester) hatten sich wieder alle Mühe gemacht, alle mit Essen zu versorgen. Es gab Ablo, eine Art von pâte, mit einer Tomatensauce und außerdem hatten sie den Grill angeschmissen. Somit gab es für die Fleischesser gegrilltes Hühnchen und für die Vegetarier Käsespieße dazu.
Als Geschenk für Christian hatte unsere WG sich die Kosten für eine riesige Barbietorte geteilt, als kleinen Witz und trotzdem gleichzeitig natürlich als kleine Aufmerksamkeit für ihn, weil er so viel für uns tut und uns immer hilft, wenn wir jemanden brauchen. Die Überraschung ist auch gelungen und hat außerdem für viel Gelächter gesorgt.

Unsere Geburtstagstorte für Christian. Ein echtes Meisterwerk! (Foto: Lea)
Nachdem alle satt und wieder gestärkt waren und wir den Abend schon nett auf der Dachterrasse angefangen hatten, wollten wir aber auch noch richtig tanzen und feiern gehen und kehrten somit erst im Morgengrauen wieder nach Hause zurück, um dann nach einem gelungenen Geburtstagsfest müde ins Bett zu fallen.

Ein (Fast-)Gruppenbild von Christians Geburtstagsabend
Man mag es kaum glauben, aber letzte Woche Freitag habe auch ich es nach zweieinhalb Monaten hier in Togo endlich das erste Mal auf den Grand Marché im Zentrum von Lomé geschafft! Irgendwie hat sich vorher die Gelegenheit nie ergeben und immer wenn die anderen dort waren, konnte ich aus irgendwelchen Gründen nicht mit, aber letzten Freitag haben Lea, Lena, Hannah und ich uns mit Chris verabredet, um nachmittags dorthin zu fahren. Dort angekommen war ich wieder einmal überwältigt vom Trubel, den vielen Menschen, den vielen Farben und verschiedenen Ständen, zwischen denen sich neben den Menschen auch noch unendlich viele hupende Motos und sogar Autos durchquetschten. Der Lärmpegel unvorstellbar, sodass einem nach einer halben Stunde spätestens jedes Hupen auf die Nerven ging und man die Leute, die einem ständig hinterherriefen, irgendwann automatisch ignorierte. Leider sind wir nicht wirklich gemütlich geschlendert, da wir für Hannah nach etwas bestimmtem gesucht haben, wofür wir aber schon recht spät dran waren. Deswegen war es mehr ein Wettrennen durch die Menschenmengen mit kleinen kurzen Pausen, in denen kontrolliert wurde, ob überhaupt noch alle da waren. Als wir schließlich die Suche für Hannah beendet hatten, konnten wir doch noch etwas ruhiger über den Markt gehen und sind natürlich gleich zu den Ständen mit den traditionellen Stoffen. Schon auf dem Markt bei uns in der Nähe gibt es wirklich viele Stände mit einer großen Auswahl – dennoch nichts gegen die Auswahl an Pagnes der Stände auf dem Grand Marché! Man weiß gar nicht so recht, wo man zuerst schauen soll und unter den Stapeln von Pagnes ist es auch gar nicht so einfach mal einen zu finden, der einem wirklich gefällt, einfach weil es zu viele sind. Trotzdem habe ich an diesem Tag einen ergattert, aber durch den Stress von vorher hatten wir uns dann auch einfach dazu entschieden, ein anderes Mal zum Grand Marché zurückzukehren und ein bisschen entspannter und motivierter nach schönen Stoffen zu suchen. Ich habe fürs erste sogar glaube ich genug Stoffe, die ich jetzt auch erst mal zum Schneider bringen werde (die es hier wie Sand am Meer gibt), um mir ein paar schöne Sachen anfertigen zu lassen. Damit hänge ich nämlich im Übrigen auch schon hinterher, denn mittlerweile hat sich jeder schon etwas schneidern lassen. Kommt auf jeden Fall demnächst auch bei mir und sobald meine Sachen fertig sind, folgen selbstverständlich ein paar Fotos! Fotos vom Grand Marché zu machen habe ich in diesem Moment übrigens leider verpeilt, aber wenn wir nochmal hingehen und ich es nicht vergesse, dann folgen noch welche.

Am gleichen Abend hatten ein paar von uns Lust, auf eine Veranstaltung vom Goethe Institut hier in Lomé zu gehen. In einer Schule ein paar Viertel weiter sollte ein Reggaekonzert stattfinden. Also machten wir uns nach einem schnellen Abendessen mit dem Taxi auf den Weg und kamen an, als das Konzert schon eine Stunde lief, was aber nicht schlimm war. Die Räumlichkeit, in der die ganze Veranstaltung stattfand, kann man sich ein bisschen wie einen Hörsaal vorstellen, wobei ganz viele junge Leute nicht mehr in ihren Rängen saßen, sondern direkt vor der Bühne standen, um den (übrigens deutschen) Reggaesänger zu feiern. Schon am Eingang wurde man sehr lieb begrüßt und uns wurden von etlichen Personen Stifte, Armbänder, Hefte und Lineale in die Hand gedrückt. Wir hatten auch eigentlich etwas komplett anderes erwartet, denn letztendlich hatte das ganze wirklich mehr etwas von einer Schulveranstaltung oder einem Schulkonzert. Lange hielten wir uns deswegen dort auch nicht auf und so haben wir stattdessen den Abend in einer Bar (die mittlerweile zu unserer Stammbar geworden ist) ausklingen lassen.

An diesem Wochenende stand außerdem wieder ein super spannendes Ereignis an, denn es sollte nach Kpalimé gehen!
Anicet hatte Lea, Lena, Hannah und mich eine Woche zuvor gefragt, ob wir bei einem Wochenendausflug nach Kpalimé dabei wären, sodass er ein Programm zusammenstellen konnte. Natürlich nahmen wir dieses Angebot gerne an und machten uns am Samstagmorgen um 8 Uhr zusammen mit Chris und Christian in einem Taxi auf den Weg. Außerdem war natürlich Anicet noch dabei, der sich aber mit Kwami schon früher anderweitig auf den Weg gemacht hatte, um uns eine Tortur wegen Platzmangels wie bei unserem letzten Ausflug zu ersparen. Circa zweieinhalb Stunden später kamen wir schließlich in Kpalimé vor unserem Hotel an, wo Anicet und Kwami sogar schon auf uns warteten. Schnell checkten wir in unsere Zimmer ein und teilten uns auf sie auf, legten unsere Sachen ab, bevor es ungefähr um kurz nach elf schon Mittagessen geben sollte. Aufgrund der Tatsache, dass wir alle nicht wirklich viel gefrühstückt hatten, kam uns auch das ganz gelegen. Zu meiner Freude gab es mal wieder Fufu mit Erdnusssauce, was mich aber so sättigte, dass ich mich danach selbst wie ein dicker Fufukloß fühlte. Ganz entspannt hatten wir danach noch anderthalb Stunden Zeit, uns auf dem Zimmer ein wenig auszuruhen bevor wir dann, ähnlich wie auch schon in Badou, Bikini und feste Schuhe anzogen und unsere Sachen packten, um uns auf den Weg zu einem Wasserfall zu machen. Diesmal mussten wir nur nicht ganz so viel laufen und wir mussten auch erst einmal circa eine halbe Stunde mit dem Auto über die engsten Sträßchen bis zu dem Punkt fahren, ab dem man zu Fuß losgehen konnte. Von dort aus machten wir uns dann also für nochmal etwa 20 Minuten zu Fuß auf den Weg, bis wir beim Wasserfall ankamen. Im Vergleich zu dem Wasserfall in Badou war dieser schon sehr viel kleiner und fiel auch nicht aus 100 Metern in die Tiefe, aber dennoch war es auch dort wunderschön! Natürlich sprangen wir direkt auch wieder in das schön kalte Wasser, schossen ein paar coole Fotos und hatten Spaß in unserer kleinen Gruppe, bevor wir uns dann auch gemütlich und ohne Stress wieder zurück auf den Weg zum Auto machten, mit dem wir dann auch wieder zum Hotel gelangten. Dort machten wir uns frisch, ruhten uns ganz kurz aus und danach ging es auf die Suche nach Abendessen. Kurzerhand landeten wir in einer Cafeteria (kann man sich vorstellen wie so ein Mini-Straßenrestaurant), wo wir Reis und Nudeln mit einer sehr scharfen, aber sehr leckeren Sauce bei Kerzenschein genossen, weil kurz der Strom ausgefallen war. Nachdem wir dann wieder gesättigt ins Hotel zurückgekehrt waren, setzten wir uns gemeinsam im Hotel auf die Terrasse, tranken ein bisschen was, unterhielten uns ausführlich über alle möglichen Themen und hatten einfach einen echt sehr schönen Abend, der den schon sehr schönen Tag wunderbar abrundete! Besonders mit zwei der Jungs habe ich mich an diesem Abend viel unterhalten und wirklich schöne Gespräche gehabt, die mich auch noch einmal viel über deren Charakter und Persönlichkeiten gelehrt haben. Alles in allem ein überaus gelungener Tag! :)

Der Ausblick von der Hotelterrasse
Und das ist die "Hotelterrasse", auf der wir es uns auch abends gemütlich gemacht haben.
Auf dem Weg zum Wasserfall (Foto: Hannah)
Links von mir Lea und rechts von mir Chris: drei Grinsebacken auf einem Bild :) (Foto: Lea)
Uuuuund noch eins :) (Foto: Lea)
Der kleine, aber feine Wasserfall :) (Foto: Hannah)
Und hier noch ein Bild mit Lea und Christian :) (Foto: Christian)

Am nächsten Tag gab es um 10 Uhr Frühstück, damit wir auch ein bisschen länger schlafen und den Tag somit gemütlich angehen konnten. Nach unserer Stärkung packten wir unsere Sachen in den Hotelzimmern wieder zusammen, weil es dann auch gleich schon weiter gehen sollte. Der Weg führte uns zum Château Vial, einem Schloss in Kpalimé, das von einem Franzosen mit deutschen Wurzeln von 1940-1944 gebaut wurde. Dort wohnte der erste Anwalt in Togo, der aber natürlich nicht nur in Kpalimé arbeitete, sondern auch Fälle in anderen Teilen Togos betreute. Zur Fortbewegung nutzte er damals ausschließlich sein Pferd. Unglaublich beeindruckend, wenn man den Weg hoch zum château und die Umgebung gesehen hat, denn das Schloss befindet sich ziemlich im Nirgendwo hoch oben auf einem Berg. Wir wurden durch alle Räumlichkeiten des Schlosses geführt und nebenbei erzählte uns ein Guide alles Wissenswerte über das Schloss und dessen Geschichte. Leider wird es gerade renoviert und war deswegen von innen kaum noch in seinem ursprünglichen Zustand, außerdem waren die Räume größtenteils leer und alles ähnelte eher einem Rohbau. Wenn die Renovierung abgeschlossen ist, soll daraus vielleicht ein Hotel entstehen, denn vor allem Kpalimé wird von vielen Weißen besucht und ist wohl noch die Stadt mit den meisten „Touris“. (Und nebenbei ist Kpalimé auch eine Stadt mit sehr vielen Freiwilligen. Die wohl größte togoische Freiwilligenorganisation namens ASTOVOT schickt sehr viele Freiwillige nach Kpalimé und auch am Botschaftsabend war die erste Frage von älteren Leuten, die keine Freiwilligen waren: „Na, bist du auch eine der ASTOVOT-Freiwilligen aus Kpalimé?“ Und auch wir bemerkten beim Gang durch Kpalimé viel mehr Weiße, als zum Beispiel bei uns in Lomé.)
Von dort oben hatte man im Übrigen auch einen echt sehr schönen Ausblick auf die Umgebung. Obwohl es ein sehr schöner, sonniger und heißer Tag war, war es doch auch leider sehr diesig, weswegen wir zum Beispiel nicht wie sonst von dort oben bis hinüber nach Ghana schauen konnten. Dennoch genossen wir die Zeit und den Ausblick von dort oben, bevor uns dann wieder auf den Weg machten, um unsere letzte Station im Programm zu besuchen: Eine Handwerkstatt, in der traditioneller Schmuck, auch Stoffe und kleine Souvenirs aus Holz verkauft wurden. Dort hielten wir uns einige Zeit auf und machten uns anschließend auf die Suche nach unserem letzten Essen in Kpalimé, um uns noch einmal für die Rückfahrt zu stärken.

Auf einen Blick: Le château vial (Foto: Hannah)
Das war eine der wenigen Sachen, die in den doch sehr leeren Räumen übrig war. Im Hintergrund sieht man, dass das Schloss gerade renoviert wird. (Foto: Hannah)
Der Ausblick vom Schloss aus (Foto: Lea)
Die Handwerkstadt mit sooooo vielen verschiedenen Figuren, Souvenirs uuuund so weiter

Und dann ging es Sonntagnachmittags auch schon wieder auf den Heimweg, nach einem wirklich entspannten und stressfreien, schönen und interessanten Wochenende! Auch mit einer kleineren Gruppe zu reisen war wirklich entspannter als mit einer Riesengruppe von 16 Freiwilligen.
Das war definitiv nicht mein letzter Besuch in Kpalimé, denn auch das Städtchen hat mir, von dem was ich bisher gesehen habe, echt gut gefallen und sicher gibt es dort noch viele andere Sachen zu entdecken.

Was sonst noch meinen Alltag und meine Arbeit auf der Einsatzstelle betrifft, geht es langsam auch vorwärts. Diesen Mittwoch haben wir uns das erste Mal in Schale geschmissen, denn alle Mitarbeiter haben ein grün-weißes Poloshirt bekommen mit unserem Logo, dem Namen des Zentrums und einem kleinen Spruch. In Begleitung von Augustin und Nicolas, zwei meiner Kollegen, haben wir uns dann auf in die Nachbarschaft gemacht, um unsere ersten Hausbesuche zu starten. Diesmal waren wir in neun Haushalten, um zunächst noch einmal auf das Zentrum aufmerksam zu machen und den Leuten zu sagen, dass wir 24 Stunden 7 Tage die Woche da sind, bald auch den Versicherungscode für die togoische Versicherung bekommen und außerdem nicht nur generelle medizinische Behandlung machen, sondern auch schwangere Frauen begleiten und beraten, sowie pränatale Untersuchungen durchführen. Ich war ganz schön überrascht, wie viele Leute in direkter Nachbarschaft wirklich immer noch nicht von dem Zentrum wussten. Wir wurden immer sehr freundlich willkommen geheißen und wieder einmal hat mich die unglaubliche Dankbarkeit der Familien uns und auch speziell mir gegenüber sehr berührt. Zudem haben wir noch einmal Werbung gemacht für den Impftag nächste Woche Mittwoch, der als nächstes großes Ereignis bei uns ansteht. Ich hatte ja auch schon von dem letzten Impftag erzählt und bin auch zuversichtlich, dass der nächste wieder ein Erfolg wird, da diesmal auch noch mehr Werbung gemacht wurde, auch in den umliegenden Schulen und Moscheen. In der Hoffnung, dass ich nächsten Mittwoch wieder ohne Probleme und ohne Ansteckungsgefahr zur Arbeit gehen kann, versichere ich euch, dann auch davon wieder zu berichten – und natürlich auch von den weiteren Hausbesuchen, die noch anstehen.

Unser T-Shirt, mit dem wir die Hausbesuche abstatten.
Soweit mal wieder zum aktuellen Stand hier. Ich werde jetzt ganz schnell wieder gesund und dann starte ich auch wieder durch!

Bis zum nächsten Mal wie immer ganz liebe Grüße!!

Eure Valentina

P.S.: Falls ihr euch wundert, dass der Blogeintrag nicht auch an einem Freitag hochgeladen wurde: Ich habe noch auf Bilder von Kpalimé von den anderen gewartet, die ich auch mit hochladen wollte. Ich hatte selber leider nur sehr wenige gemacht.


Edit/P.P.S.: Heute ist ja auch schon wieder Dienstag und ich wollte euch nur über meinen gesundheitlichen Zustand informieren: Meine Augen sind zwar immer noch gerötet, aber ich bin soweit wieder fit, dass ich heute wieder den ersten Tag auf der Arbeit war. Bin also auf einem guten Weg der Besserung!

Freitag, 11. November 2016

Bonjour lieber Alltag!

Jetzt habe ich mich auch schon etwas länger nicht mehr gemeldet, was aber größtenteils daran liegt, dass mein Alltag einfach ganz normal weiterläuft, es keine großartigen Veränderungen gibt und auch sonst nichts wirklich Spannendes mehr passiert ist.
Trotzdem möchte ich euch auch über die Kleinigkeiten, die sich hier tun, updaten und mich somit diesmal einfach mit einem kurzen Eintrag melden.

Mir geht es nach wie vor super, in der WG läuft alles super und ich bin immer noch sehr froh, hier gelandet zu sein. Mittlerweile hat sich wirklich bei allen der Alltag etabliert, alle gehen nun regelmäßig zur Arbeit und haben auch ihre festen Arbeitszeiten, sodass jetzt nach einiger Zeit einfach eine gewisse Routine entstanden ist. Seit Samstag letzter Woche hat unsere WG für circa zwei Monate nochmal Zuwachs bekommen, da Lena, eine Freundin von Lea, bis Anfang Januar bei uns bleiben wird, um ebenfalls Togo etwas zu erkunden, unsere Projekte alle mal zu besuchen und sich anzuschauen, wie wir hier leben und was wir so treiben. Seitdem schlafen wir also zu dritt in unserem Zimmer – mit unserer neuen großen Matratze kein Problem :) – und obwohl wir ja selbst erst knappe zwei Monate hier sind, spielen wir (also vor allem Lea) schon jetzt ein bisschen den Touri-Guide, um Lena mit der Umgebung, den Märkten und den Leuten hier vor Ort vertraut zu machen. Irgendwie ein ganz komisches Gefühl, weil man sich selbst eigentlich noch so „neu“ hier fühlt und doch auch eigentlich gefühlt erst gestern aus dem Flugzeug gestiegen ist…

Nachdem wir ja schon zahlreiche Stromausfälle hatten und das also schon nichts Neues mehr für uns ist, ist uns letzte Woche aber etwas passiert, womit wir vor allem in dem Moment nicht so gerechnet hatten: Als wir abends zum Abendessen nochmal Nudeln kochen wollten und den Hahn für das Nudelwasser aufdrehten, kam von Cindy plötzlich nur noch ein verzweifeltes „Oh nein“ , als es aus dem Wasserhahn nur noch tröpfelte und schließlich gar kein Wasser mehr kam. Ein bisschen panisch drehten wir im ganzen Haus die Wasserhähne auf, um zu prüfen, ob nicht vielleicht doch woanders noch etwas lief, aber vergeblich. Tja – das erste Mal ist es uns hier passiert, dass wir auch kein Wasser hatten. Direkt an diesem Abend haben wir Monsieur Sani von unserem Problem berichtet und von ihm kam auch prompt eine Antwort und Hilfe. Wir versuchten zunächst, mit seinen Anweisungen das Wasser wieder zum Laufen zu bringen, aber letztendlich benachrichtigte er dann einfach den Hausbesitzer und einen Handwerker, um das Problem wieder zu lösen. Die nächsten Tage mussten wir dann ohne fließendes Wasser auskommen, und in solch einer Situation wird einem dann erst so richtig klar, wie selbstverständlich es doch ist, dass Wasser aus dem Hahn kommt, wenn man ihn aufdreht. Wie oft bin ich zum Zähneputzen ans Waschbecken und habe aus Gewohnheit den Wasserhahn aufgedreht, obwohl ich genau wusste, dass wir kein Wasser haben – ein bisschen war ich ehrlich gesagt über mich selbst erschrocken. Jedenfalls wurde uns aber wieder direkt super lieb von allen möglichen Leuten hier geholfen: Monsieur Sani brachte uns einen riesigen Bottich und unser Nachbar organisierte uns ein paar Mädels, die uns eimerweise Wasser brachten und somit den Bottich auffüllten, der zumindest für einen Abwasch in der Küche oder für die ein oder andere Eimerdusche langen sollte. Bei der Frage, ob wir helfen konnten, wurde – natürlich! – abgelehnt und somit mussten wir zuschauen, wie uns das Wasser gebracht wurde, während Handwerker nach dem Problem suchten. Schließlich stellte man fest, dass unsere Wasserpumpe nicht mehr funktionierte und man ein Ersatzteil anschaffen musste, was sich aber in Anbetracht der Tatsache, dass am nächsten Tag Feiertag war, auch um einen Tag verzögerte. Somit waren wir ganze drei Tage ohne Wasser, zwischendurch durften wir bei unseren soooo lieben Nachbarn unseren Bottich noch einmal (kostenlos!!!) auffüllen und sonst boten uns natürlich auch die anderen WG’s ihre Hilfe an und wir konnten zum Beispiel bei ihnen duschen. Als dann schließlich am dritten Tag das Wasser wieder lief, machten wir alle Luftsprünge und freuten uns so sehr! Wir wissen, dass fließendes Wasser hier ein echter Luxus ist und sehen auch täglich unsere Nachbarsfrauen das Wasser in ihren Eimern schleppen, aber diese Erfahrung hat es uns noch einmal umso deutlicher gemacht, wie kostbar Wasser einfach ist! Und dass man den Wasserhahn aufdreht und auch etwas herauskommt, ist eben genau nicht selbstverständlich. Viel mehr Menschen sollten das auch viel mehr zu schätzen wissen!

Halloween wird hier übrigens (für mich verständlicherweise) gar nicht gefeiert, und trotzdem wollten wir das Feeling mit ausgeschnitzten Grimassen nicht missen. Da wir hier natürlich keine Kürbisse haben, wurden kurzerhand eben Melonen und Ananas in grimmige Gesichter verwandelt und auf der Terrasse aufgestellt. Eine ganz lustige Idee, wie ich fand! :)

Eine freundliche Melone...

...eine grimmige Melone...

...und eine ganz böse Ananas stellten unsere Halloween-Deko dar.
Zuletzt bleibt noch zu erzählen, dass es nun in den letzten Tagen mit riesigen Schritten auf unsere Aufenthaltsgenehmigung zuging. Bereits am Montag trafen wir uns um 7 Uhr morgens mit Monsieur Sani, damit wir alle noch eine Runde Passfotos schießen konnten, die wir zu all den anderen Dokumenten noch brauchten. Beim „service des passeports“ hier in Lomé ging es dann an das Formulare ausfüllen, sodass am Montag der erste Schritt schon getan war. Am Mittwoch ging es dann um den finalen Schritt der Beantragung und schon um 6:30 Uhr in der Frühe standen wir auf der Matte, um zunächst noch unser jetziges Touristenvisum zu verlängern und dann noch weitere Formulare auszufüllen und ein Foto, unsere Fingerabdrücke und unsere Unterschrift abzugeben. Weil wir die meiste Zeit dort mit Warten verbrachten (wir sind ja schließlich auch immerhin 16 Freiwillige), spazierten wir erst 5 einhalb Stunden später wieder dort hinaus, aber zumindest ist der ganze Papierkram nun erledigt und wir können hoffentlich in circa einem Monat endlich unsere offizielle Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr abholen. Ich weiß nicht wieso genau, aber ich freue mich richtig darauf! :)

Soweit zu meinem kurzen Update für die letzten zwei Wochen (ist doch sogar etwas länger geworden, als ich dachte). Ich berichte wieder, wenn sich etwas Spannendes ereignet oder es sich einfach so wieder lohnt, euch ein bisschen etwas zu erzählen! :)

Bis dahin wieder einmal ganz liebe Grüße aus dem immer noch unglaublich warmen Togo (habe gehört, dass es wohl in Deutschland schon vereinzelt richtig geschneit hat…) – ich komme aus dem Schwitzen immer noch nicht heraus!

Eure Valentina :)