Dienstag, 23. Mai 2017

Greetings from Ghana!

Hallo ihr Lieben!

Wie gesagt nun auch ein ordentlicher Beitrag über meine Reise nach Ghana. Ghana befindet sich ja im Westen von Togo und Lomé liegt quasi direkt an der Grenze, das hieß für mich nur eine kurze Fahrt bis auf den ghanaischen Boden. Die größere Hürde war davor die ghanaische Botschaft, die hier außergewöhnlich streng und genau ist. Dementsprechend:

Erste Station: Ghanaische Botschaft Lomé

Tja, was kann man hierzu noch groß sagen. Ich hatte mir die Beantragung des ghanaischen Visums für die zwei Wochen etwas stressfreier vorgestellt, aber den Stress hatte ich mir auch etwas selbst zuzuschreiben :D. Eigentlich wollte ich montags los, um zwei volle Wochen in Ghana zu haben, aber ich hatte die Feiertage leider nicht mehr bedacht und da in Togo der Karfreitag kein Feiertag war, dachte ich auch, für die Beantragung meines Visums an diesem Tag in der ghanaischen Botschaft jemanden anzutreffen, doch ein netter Zettel an dessen Tür verriet mir dann, dass die Botschaft sich an die Feiertage in Ghana richtete. Und dort war der Freitag nun mal ein Feiertag. Dann musste ich zur Beantragung also erst am Dienstag wiederkommen, was hieß, dass ich wahrscheinlich vor Donnerstag mein Visum nicht bekam, doch zu meiner Überraschung und meinem Glück hielt ich es schon am Morgen darauf in den Händen und konnte also mittwochs meinen Rucksack packen, ab über die Grenze und die Reise konnte starten!

Erste richtige Station: Dzita


(Quelle: Google Maps)
Mittwochnachmittags hatte ich die Grenze erfolgreich überquert und meinen Stempel in meinem Reisepass kassiert, ging als erstes zu einer Bank um mir ghanaische Cedi abzuheben und irrte dann erst kurz auf der Suche nach den Tro-Tros (Name der Kleinbusse in Ghana) oder Taxis auf der ghanaischen Seite der Grenze umher, bis ich auf Officer Judy stieß, die mir sympathisch schien, sodass  ich sie einfach fragte, wie ich nach Dzita kommen konnte. Sie war direkt so gastfreundlich, offen, herzlich und hilfsbereit, dass sie mich bis zur letzten Sekunde auf der Suche nach einem Taxi in den nur kleinen und recht unbekannten Ort begleitete. Ich war darum unglaublich froh, denn obwohl alles erst mal nicht so anders als in Togo schien, habe ich mich doch anders und einfach unsicherer gefühlt. Bis der Preis verhandelt (was sie ebenso für mich erledigte, worüber ich auch nicht undankbar war, da ich bei der fremden Währung noch so überhaupt keinen Bezug zum Geld hatte), der Rucksack im Kofferraum verstaut war und ich auf der Rückbank des Taxis saß, wich sie mir nicht von der Seite und versicherte sich, dass alles so lief, wie es laufen sollte. Am Ende musste ich ihr auch meine Handynummer geben, damit sie sich versichern konnte, dass ich auch gut ankommen würde. Leider hat mich ihr Anruf nie erreicht, da nach einiger Entfernung von der Grenze natürlich mein Empfang komplett weg war. Ich hoffe, Sie denkt nun nicht, dass ich die Fahrt nicht überlebt habe…

Nun gut. Wieso eigentlich nach Dzita, wo das doch so klein und unbekannt war? Ich wollte die Reise natürlich nicht alleine auf mich nehmen, sondern traf mich in Ghana mit Nina, einer Freundin aus Deutschland, die zurzeit ein halbes Jahr Freiwilligendienst in Ghana verbringt. Als wir erfahren hatten, dass wir während eines halben Jahres ja quasi Nachbarn sein würden, haben wir direkt beschlossen, zusammen ein bisschen Westafrika zu erkunden. So saß Nina also schon wartend am Straßenrand vor dem Hostel, das sie mir vor Abfahrt genannt hatte, als ich mit dem Taxi angefahren kam. Dort lernte ich auch noch drei weitere Ghana-Freiwillige aus Ninas Entsendeorganisation kennen. In dem Hostel, das zwar unglaublich schön war, da es direkt an einer Lagune lag, gab es aber keinen Platz mehr und war ohnehin etwas zu teuer, weswegen wir zu fünft ein Dorf weiterzogen, um dort nur die Nacht vor unserer Weiterreise zu verbringen.

Zweite Station: Ho

(Quelle: Google Maps)
Direkt morgens trennten sich ein bisschen unsere Wege: Wir setzten unsere Reise nur noch zu dritt fort, Nina, Louisa und ich. Die anderen zwei Mädels wollten sich im Süden etwas mehr Zeit lassen und hatten ein bisschen eine andere Route vor sich und so fuhren wir zu dritt zur nächsten Tro-Station. Von dort aus gab es direkt ein Tro nach Ho, unserem ersten kleinen Ziel in der schönen Volta-Region Ghanas. Wir kamen kurz vor der Mittagszeit an, checkten direkt in ein Hostel ein und uns blieb noch etwas Zeit, uns etwas auszuruhen, bevor wir unseren ersten Ausflug unternahmen: Es sollte in den Kalakpa-Nationalpark gehen! Dort angekommen sagte man uns, dass die Tour morgens eigentlich am besten sei, da dann die meisten Tiere sichtbar seien und dass es demnach uns überlassen sei, ob wir die Laufsafari trotzdem machen wollten oder nicht. Da wir den Weg aber schon auf uns genommen hatten, wollten wir die Tour natürlich machen und stapften kurze Zeit später mit unserem Guide auch schon los. Mittendrin wurden wir leider von einem unangenehm kühlen und heftigen Regen erwischt, was uns aber nicht hindern sollte, die Tour trotzdem zu Ende zu bringen. Etwas verfroren kamen wir nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Tour wieder zurück zum Center an, denn Tiere hatten wir durch den Regen (bis auf eine kleine wilde Schildkröte!) nicht gesehen. Aber auch die Landschaft war beeindruckend und wir bekamen zahlreiche Erklärungen für einige Pflanzen und Bäume, die die Tour dann trotzdem sehr interessant machten!
Für den Rückweg war eigentlich geplant, dass wir den Taxifahrer wieder anrufen konnten, der uns auch dorthin gebracht hatte, doch wir alle drei standen leider ohne Handyempfang etwas in der Pampa. Unser Guide rief ihn dann zwar an, überbrachte uns aber gleichzeitig die Nachricht, dass der Taxifahrer bei diesen Wetterverhältnissen nicht mehr über die Matschstraße wollte, um uns abzuholen. Die letzte Möglichkeit war also, das Moto zurück zu nehmen, was wir zwangsläufig ja akzeptieren mussten. Was uns zunächst nicht bewusst war, war, dass der Guide uns zu dritt auf sein Moto nehmen wollte, aber auch das mussten wir gezwungenermaßen akzeptieren und fanden es aufs Erste auch super lustig, bis das passierte, was passieren musste. Vor einer Pfütze, die aber eher einem See ähnelte und die ganze Sandstraße bedeckte, machte der Motofahrer natürlich nicht Halt, sondern nahm ordentlich Schwung. Für ihn war die Pfütze wohl auch etwas tiefer als erwartet, sodass wir im Matsch mit dem Hinterrad ins Schleudern kamen und einen Bruchteil einer Sekunde später allesamt im Matsch lagen. Da saß der Schock dann erst mal kurz tief. Alle schauten ein bisschen an sich herab, und Louisa und mir war erstaunlich wenig bzw. gar nichts passiert. Ich hatte wirklich nicht mal einen Kratzer davongetragen. Der Fahrer hatte sich ein wenig an seiner Wade verletzt und am krassesten hatte es wohl Nina getroffen, die mit ihrem Knie in dem Matsch genau auf zwei dicken Steinen gelandet war, die zwei ordentliche Löcher im Knie und eine gut zerrissene Hose hinterließen. Irgendwie musste es ja trotzdem weiter zur großen Straße gehen, also erneut aufs Moto, aber diesmal etwas vorsichtiger und mit moderatem Tempo und halb so lustig. An der großen Straße angekommen, nahmen wir uns ein Taxi zum Hostel, sprangen vorher noch kurz bei einer Apotheke vorbei, um Ninas Knie zu verarzten, denn das Blut war mittlerweile ihr ganzes Bein heruntergelaufen. Wir versorgten sie so gut es ging, machten uns dann nur noch auf den Weg zum Essen. Und weil dieser Tag ja nur so vom Pech verfolgt wurde, landete Nina an diesem Abend auch noch in einem der offenen Gullis von Ghana (die in Togo Gott sei Dank alle geschlossen sind). Das war für Louisa und mich wirklich unglaublich lustig, unglaublich fies von uns – aber ich konnte einfach nicht mehr. Und wie das ja so bei Freunden ist: Nachdem ich sie ordentlich ausgelacht hatte, nahm ich mich zusammen und half ihr aus dem Loch wieder hinaus, begutachtete ihre weiteren Verletzungen und tröstete und beruhigte sie, denn sie war verständlicherweise ordentlich wütend nach so einem Pechtag. Der Tag musste einfach schnell beendet werden, also gingen wir bald nach Hause und erwarteten einen neuen, besseren Tag!

So ging es dem Guide im Kalakpa Nationalpark immer fleißig hinterher! (Foto: Nina)

Dritte Station: Hohoe

(Quelle: Google Maps)
Nachdem wir an dem Morgen Ho nach so einem turbulenten Vortag ein wenig ausgeschlafen hatten, machten wir uns nach unserem Frühstück (das übrigens während des ganzen Urlaubs mit ganz wenigen Ausnahmen konstant Waakye, "Watche" ausgesprochen, war, ein Reis-Bohnen-Mix, in Togo Ayimolou genannt) gemütlich auf den Weg zur Tro-Station, um nach Hohoe zu fahren. Das war dann auch schnell erledigt und gegen Nachmittag kamen wir in dem schönen Städtchen an. Unser Hostel war wirklich schön und hier entschieden wir uns auch direkt, ein paar mehr Nächte zu verbringen und unsere Tagesausflüge von dort zu starten. Ich habe leider den Nachmittag wieder verpennt – ich weiß auch nicht genau, wieso ich schon wieder so müde war. Aber es tat gut, denn so tankte ich ordentlich Kraft und Energie für das straffe Programm der kommenden Tage!

Samstagsmorgens sollte es in ein Monkey Sanctuary gehen, also ein Affenreservat, in dem die Affen natürlich frei und wild leben. Wir bekamen eine Tour von einem ganz jungen Guide. Bepackt mit ein paar Bananen liefen wir also ein wenig in den „Dschungel“ (so hat der Guide es selbst genannt) hinein und mit ganz eigenartigen Geräuschen kündigte der Guide an, dass wir kamen. Es dauerte gar nicht lange, da hangelten sich schon die ersten Affen an den Ästen entlang in unsere Richtung. Der Guide zeigte uns, wie man die Bananen weit von sich gestreckt in der Hand halten sollte und schon sprangen die Affen ganz hemmungslos auch zu zweit auf einen drauf, um sich abzuholen, was wir ihnen mitgebracht hatten. Die Bananen waren leider im Nu weg und wir hätten gerne noch mehr gehabt, doch so kehrten wir also wenige Zeit später wieder zum Center zurück.

So haben wir dort die kleinen Äffchen gefüttert. (Foto: Nina)

Mal waren es auch gleich zwei auf einmal. (Foto: Nina)

Und mal wollten sie auch einfach mal nur auf der Schulter chillen :) (Foto: Nina)

Wir wollten an diesem Tag auch noch in das schöne Dorf namens Amedzofe, ganz nah zur Grenze nach Togo. Laut unserem Reiseführer sollte man sich da aber gut um Fortbewegungsmittel für Hin- und Rückweg kümmern, da das Dorf auf einem Berg liegt und dort keine Taxis fahren und man dort dementsprechend nicht allzu leicht wieder wegkommt. Weil unser Guide so jung und sympathisch war und es bei solchen Dingen ja sowieso immer am besten ist, die Einheimischen selbst zu fragen, hakten wir bei ihm nach, wie wir es am besten machen sollten. Er meinte natürlich prompt, dass es mit dem Moto am einfachsten und schnellsten sei, aber erstens hatten wir ja ein paar Moto-Traumatisierte und zweitens wussten wir, dass Amedzofe ein ordentliches Stück weit entfernt lag. Sprich: ordentlicher Preis, aber er wollte ja verdienen. Als erstes versicherten wir uns aber wegen der Anzahl der zur Verfügung stehenden Motos und erzählten ihm auch direkt von unserem kleinen Unfall. Zwei Freunde von ihm waren aber auch jeweils mit einem Moto vor Ort und somit hatten wir drei Motos. Erste Sorge also beseitigt. Wegen des Preises schickten Louisa und Nina natürlich direkt mich vor. „Du bist das mit dem Preise verhandeln bei Motofahrern in Togo doch schon gewöhnt. Mach uns mal einen guten Preis!“. Nach ein bisschen Diskutieren hatte ich mit einem der drei Kerle tatsächlich einen akzeptablen Preis verhandelt (vor allem, als wir dann wirklich circa 1 Stunde auf dem Moto saßen und die Länge der Strecke gesehen haben). Und letztendlich war trotz Moto-Trauma genau das die beste Entscheidung, die wir hätten treffen konnten: Bei strahlendem Sonnenschein tuckerten wir (wir sind wirklich getuckert, die drei haben unsere Bitte, langsam und vorsichtig zu fahren, erstaunlich ernst genommen, was sie gleich noch umso sympathischer machte!) auf Straßen entlang, die ich sonst wegen der Nadelöhrkurven nur von der Schwarzwaldhochstraße kenne. Atemberaubende Ausblicke mit unglaublich GEILEN (sorry!) Straßen, die super gut ausgebaut waren und mit dem Moto einfach solchen Spaß gemacht haben. Man konnte die Landschaft einfach wunderbar genießen, ein bisschen vor sich her träumen und nebenher angenehm mit dem Motofahrer quatschen – die Fahrt nach Amedzofe war also einfach schon toll! Dort oben angekommen, sahen wir, in was für einem unsagbar schönen und schnuckligen Ort wir gelandet waren. Auch von dort ein toller Ausblick und ein bisschen das Flair von einem kleinen italienischen Dörfchen, das auf der anderen Seite eben so gar nicht italienisch war, weil wir uns nun mal in Westafrika befinden. Bevor wir unsere Motofahrer einfach so wieder verabschiedeten, stellte sich natürlich auch die Frage des Rückwegs. Die drei Tchalé’s (Ewe für „Freund“ oder „Kumpel“, so rufen sich die jungen Leute hier gegenseitig und ich hatte während des Verhandelns vorher ein bisschen mit meinen Ewe-Kenntnissen gespielt, um ein paar Pluspunkte zu sammeln ;-) Ab da hießen die drei dann nur noch Tchalé 1, Tchalé 2 und Tchalé 3) kamen uns mit dem Angebot zuvor, uns unten an der Station auch wieder abzusetzen. Das nahmen wir natürlich gerne an, zumal die drei wirklich vorsichtig gefahren waren und die Strecke ja so schön war. Dazu musste dann eben nur der Preis nochmal neu ausgehandelt werden, aber dazu hatte ich während der nächsten Stunden auch noch genug Zeit. Denn statt nur auf uns zu warten, machten die drei alle Touren einfach mit uns und so erklimmten wir gemeinsam den Berg von Amedzofe, auf dem vor Jahren die Deutschen ein Gipfelkreuz hinterlassen hatten. Danach ging es noch zu einem Mini-Wasserfall, in dem man sich leider nur mit den Füßen erfrischen konnte. Aber auch das genügte uns schon. Beide Touren waren ordentlich anstrengend, aber taten gut, denn ich hatte endlich mal wieder richtig Bewegung!

Und so neigte sich unser Trip nach Amedzofe auch schon dem Ende zu. Wir stiegen wieder aufs Moto und ließen uns über dieselbe tolle Strecke wieder zurück zur Station fahren, wo wir ein Tro zurück nach Hohoe nahmen. Der Preis war mittlerweile fair verhandelt und so verabschiedeten wir Mädels uns am Ende des Tages super dankbar von unseren drei Tchalés, die uns einen echt schönen Tag beschert hatten. Womöglich das entspannteste an der ganzen Sache: Wir verbrachten den ganzen Tag miteinander und haben ordentlich viel geschwätzt und Blödsinn zusammen gemacht – aber nach meiner Nummer fragte  man mich am Ende des Tages nicht. Unglaublich unaufdringlich und einfach entspannt. Was ein toller Tag, nach dem wir kaputt, aber zufrieden ins Bett fielen!

Schaut euch mal diesen Ausblick an!

...und diese Kurven!

Und generell einfach...Die Fahrt war unglaublich!

Angekommen in Amedzofe :)

Da sind wir alle zusammen, nachdem wir mit den Tchalé's das Gipfelkreuz erklommen haben :)

Und das beste zum Schluss: Diesen unfassbaren Ausblick von dort oben. Ich hätte dort Stunden verweilen können!

Der nächste Tag sollte genauso reich an neuen Erfahrungen werden, wie der Tag zuvor – und das wurde er auch! Sonntags war unser Trip zu den bekannten Wli Waterfalls geplant, die höchsten Wasserfälle Westafrikas! Es gibt zwei Wasserfälle, die man hier sehen kann, die hoch oben gelegenen Upper Falls und die unteren Lower Falls. Wir wollten natürlich beide sehen, bekamen unseren Guide und machten uns, bepackt mit ordentlich Flüssigkeit für jeden, auf den Weg. Das Wasser, stellte sich heraus, brauchten wir auch wirklich. Schon kurze Zeit später, nachdem es ordentlich den Berg hinauf ging, waren alle drei ordentlich am Schwitzen. So lief mir das Wasser wirklich lange nicht mehr! Aber die Tour war ebenfalls wieder unglaublich. Teilweise kämpfte man sich sogar ein bisschen durch Büsche und Gestrüpp, aber es ging auch mal am Bergkamm entlang, wieder mit einem unglaublichen Ausblick auf die gesamte Volta Region. Auch nach einer ganzen Stunde Wandern, Klettern und Schwitzen erschienen uns die Upper Falls, zu denen es zuerst gehen sollte, noch nicht näher. Und zwischendurch fragten wir uns immer wieder, wie unser junger Guide die ganze Strecke mit seinen Adiletten meisterte. Ich war froh um meine Sportschuhe… Erst nachdem wir endlich, nach sicher anderthalb bis zwei Stunden laufen, bei den Upper Falls ankamen, erfuhren wir, dass es für die oberen Wasserfälle zwei Touren gibt. Es gab die normale und die Loop Tour, die wir eigentlich aus Versehen bestritten hatten, da unser Guide uns mit seinem gebrochenen Englisch vorher wohl so verstanden hatte, als wir dachten, dass er nur wissen möchte, ob wir auch zu den Upper oder nur zu den Lower Falls wollten. Upps – kleines Missverständnis, das uns ordentlich schwitzen und zeitweise auch leiden lassen hat. Das war aber beim Anblick des riiiieeesigen atemberaubenden Wasserfalls auch schnell wieder vergessen. Wir erfrischten uns im eiskalten Wasser, ließen die Wucht des Wassers auf uns spüren, das aus über 100 Metern in die Tiefe plätscherte (bzw. eher platschte, plätscherte hört sich da so süß an). Nach kurzer Stärkung und ein bisschen Durchschnaufen, ging es dann auch schon wieder weiter zu den Lower Falls. Weitere 45 Minuten Fußmarsch später, hoch und runter über Stock und Stein, ähnlich schwitzend wie vorher, gelangten wir dann auch zum genauso eindrucksvollen Wasserfall, an dem auch sichtlich mehr Menschen ihr Bad nahmen. Nach dem Rückweg wussten wir wieso – der Weg dorthin war schön flach und überhaupt nicht anstrengend (darüber waren wir für den Rückweg aber auch dankbar, denn alle drei konnten echt nicht mehr). Was uns bei den Lower Falls noch sehr beeindruckte, waren die uuuuunzähligen Fledermäuse, die rechts und links vom Wasserfall in der Felswand hockten und ab und an in Schwärmen herausflogen und das Blau des Himmels ein bisschen versteckten. So viele Fledermäuse auf einmal habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.

Schaut euch mal den Auf- und Abstieg an, den wir da hinter uns gelegt haben...

Da musste man sich schon gut festhalten.

Ab hier lasse ich euch auch so gut es geht den Ausblick genießen, den ich live genießen durfte.




Von hier aus konnte man den Wasserfall schon von Weitem erspähen. Der Wasserfall ist also gar nicht mehr weit? - Falsch gedacht!

Endlich angekommen bei den Upper Falls!

Nina und ich wollten natürlich den Moment zusammen festhalten :)

Und das waren dann die Lower Falls.


Könnt ihr Nina und mich finden? Da seht ihr mal, wie riesig diese Wasserfälle wirklich waren!

Und hier die Unmengen an Fledermäusen, von denen ich euch erzählt habe!

Nun gut – auch dieser Tag verlief erfolgreich und ohne Zwischenfälle und abends waren wir noch mehr kaputt als am Vortag. Also ebenfalls schnell ins Bett und Batterie wieder aufladen!
Unser dritter Ausflug von Hohoe aus sollte dann unsere sportlichen Höchstleistungen noch krönen, indem wir den Mount Afadjato, den höchsten Berg Ghanas bestiegen. Auch hier hatten wir wieder einen Guide, der locker in seinen Flip-Flops vorausstapfte, aber er erzählte uns auch, dass der den Aufstieg an manchen Tagen bis zu vier oder fünfmal machte, demnach war er es gewöhnt. An diesem Tag stießen wir dann alle wirklich wieder körperlich an unsere Grenzen. Nach all den Touren, die wir an den zwei Vortagen schon gemacht hatten, war das wirklich kein Zuckerschlecken mehr. Es ging ziemlich konstant steil bergauf (normalerweise macht es ja schon Sinn, dass man einen Berg im Kreis hinaufwandert…) und erneut ordentlich verschwitzt kamen wir ganz oben an und hatten Zeit, den Ausblick zu genießen und bis nach Togo hinüberzuschauen. Auch diese Tour hatte sich allemal gelohnt. Wieder unten angekommen, waren wir mal wieder am Ende und machten uns so wieder auf den Rückweg in unser Hostel, wo wir nachmittags wieder ankamen, weil wir einigermaßen früh schon gestartet waren, sodass uns noch Zeit blieb, eine kleine Wäschewaschsession einzulegen, obwohl wir echt hundemüde waren. Fleißig waren wir an diesem Tag also allemal!

Angekommen auf dem Mount Afadjato!


Stolz drauf waren wir auf jeden Fall...

...und hielten das ebenfalls auf zahlreichen Fotos fest! 



Hier genossen wir dann nur noch den Ausblick!


Hier konnte man direkt nach Togo hinüberschauen.



Und hier noch der Beweis, dass wir auch trotz des Aufstiegs wirklich noch fleißig waren ;)

Vierte Station: Bimbila   Domanko

(Quelle: Google Maps)
Ihr denkt euch wahrscheinlich: Hä, wieso dieser special effect in der Überschrift? Tja – weil nach drei so tollen Tagen ja nicht mehr alles gut laufen konnte!
Von Hohoe sollte es an diesem Tag eigentlich schon mal ein gutes Stück in Richtung Tamalé gehen, eine schon recht nördliche Stadt in Ghana. Leider trödelten Louisa und ich an diesem Morgen zugegebenermaßen auch ein wenig, weswegen wir etwas später als geplant erst loskamen und an der Station gerade ein volles Tro nach Kpassa vor unserer Nase wegfuhr. Denn der Weg nach Tamalé musste zunächst über ein paar Umwege bewältigt werden. Das nächste Tro nach Kpassa stand zwar schon bereit, war aber überaus riesig (kein gewöhnlicher 15-Plätze-Bus) und wir waren bisher die einzigen drei. Nur schleppend langsam füllten sich die Plätze, sodass wir circa 2 Stunden an der Tro-Station unter der prallenden Hitze standen, bis wir endlich loskamen. Über unglaublich schlechte Sandstraßen ging es dann also nach Kpassa, wo wir schon dreckig, als hätten wir uns auf der Straße gewälzt, ankamen und umsteigen mussten in ein Tro nach Bimbila, wo wir beschlossen hatten, zu schlafen, weil uns klar war, dass wir es ja bis Tamalé sowieso nicht mehr schaffen würden. Wir stiegen in einen ebenso riesigen Bus, der sich genau wie in Hohoe auch noch füllen musste, bevor die Fahrt weiterging. Den Straßen entsprechend waren natürlich auch die Busse unglaublich dreckig, und das nicht nur von außen. Jedes Mal, wenn unsere Rücksäcke eingeladen wurden und auf dem Boden hin- und hergeschoben wurden, musste ich mir die Augen zuhalten und die Zähne fest zusammenbeißen, da es mir um meinen nagelneuen Rucksack echt leid tat. Ihr könnt euch vorstellen, wie er (und im Übrigen auch ich selbst) nach diesen Fahrten aussah…

Nachdem wir dann endlich in Kpassa losgekommen waren, überraschte uns auf dem Weg nach Bimbila ein so krasses Unwetter, dass ich mal wieder 153 Tode gestorben bin, als der klappernde und teilweise undichte Bus die Sand- bzw. nun Matschstraßen hinaufbretterte, auf denen das Wasser in Bächen hinunterlief. Der Scheibenwischer war auch nicht mehr ganz in Form und wurde deswegen auch nur alle 5 Minuten mal angestellt, weil er ja sowieso nichts brachte. Ich weiß nicht, wie der Fahrer etwas gesehen hat, weil – bei allem Eifer: Ich habe nichts durch die Windschutzscheibe erkannt. Eine echte Horrorfahrt für mich; Nina, die neben mir saß musste mir da schon ab und an mal das Händchen halten, während ich quasi schon Stoßgebete zum Himmel schickte.

Der Albtraum nahm für diesen Tag aber noch nicht ganz sein Ende, denn circa eine Stunde vor Bimbila hielt der Bus an, alle Mann mussten aussteigen und es hieß, dass ab hier die Fahrt nicht mehr weiterginge. Da standen wir nun, in einem Dorf namens Domanko, einem recht verlassenen Dorf wie alle anderen auch, die wir auf dem Weg über die Sandstraße passiert hatten. Und wir mit unseren Rucksäcken bepackt, unglaublich dreckig von der Fahrt, müde, sowieso schon etwas gestresst und nun wirklich komplett ohne Plan und mit den Nerven absolut am Ende in der Dunkelheit Domankos. Wir wussten nicht einmal, ob es in diesem Dorf ein Guesthouse gab, in dem wir schlafen konnten und vor lauter Wirrwarr und einer Menge laut diskutierender Ghanaer hatten wir nicht mal eine Ahnung, was der Grund dieser ganzen Ereignisse überhaupt war. Ein sehr netter junger Mann, der während der Fahrt neben uns saß, nahm sich uns schließlich freundlicherweise an, da er wohl auch bemerkt hatte, wie fertig wir in diesem Moment waren. Er selbst wohnte in Bimbila und wollte ursprünglich an diesem Abend dorthin, doch er erklärte uns, dass in Bimbila wohl seit zwei Jahren ein heftiger Konflikt zwischen zwei Gruppen herrscht (ein sogenannter „chieftaincy conflict“), weswegen sich in Bimbila nach Dämmerung keiner mehr auf den Straßen bewege, nur die Polizei passierte und es somit unglaublich gefährlich sei, zu dieser Zeit noch nach Bimbila zu kommen. All das wussten wir natürlich vorher nicht, sonst hätten wir unsere Weiterreise nach Tamalé von Anfang an natürlich ganz anders geplant. Noch geschockter und etwas beängstigt fragten wir den Herrn also nach der Alternative und zu unserem Glück meinte er zu uns, dass es nicht weit von der Station eine Herberge gebe, in der wir schlafen sollten. Am nächsten Morgen, sagte er uns, sollten wir um 6 Uhr auf der Matte stehen, da dann ein Auto nach Bimbila fahren sollte. Dem Herrn waren wir wirklich unglaublich dankbar! Der Fahrer des großen Busses, mit dem wir in Domanko angekommen waren, nahm uns drei ein kurzes Stück wieder mit zurück und setzte uns direkt in einem dunklen Guesthouse ab, da in dem ganzen Dorf auch noch „lights off“ herrschte (sprich kein Strom). Wir waren an diesem Abend aber einfach nur noch froh über ein Bett und eine Dusche. Nina, die die Nerven noch am meisten behalten hatte, kümmerte sich um uns zwei wie eine Mama um ihre Kinder und brachte mit einer schnell gekauften Cola unseren Kreislauf wieder auf Vordermann, bevor wir dann sogar ohne Essen einfach schlafen gingen, um den Horrortag schnell zu Ende zu bringen.
Am nächsten Tag standen wir wie versprochen pünktlich an der Station, wo wir aber wieder ewig warteten, da sich ein letzter Platz nicht füllte und mit einem nicht komplett vollen Auto fuhr der Fahrer natürlich nicht los. Letztendlich teilten wir drei und der liebe Mann vom Vortag die Kosten des Platzes unter uns auf, damit wir endlich loskamen. Das einzige Tro, das morgens von Bimbila direkt nach Tamalé fahren sollte, hatten wir sowieso auch schon verpasst, aber so verloren wir wenigstens nicht noch mehr Zeit.

Voilà - der Blick durch die Windschutzscheibe, auf dem Weg von Kpassa nach Damanko

Und so sahen die Straßen dort danach dann aus...

Fünfte Station: über Yendi endlich nach Tamalé

(Quelle: Google Maps)
In Bimbila angekommen, mussten wir also zunächst noch ein Tro nach Yendi nehmen. Das lief ausnahmsweise mal wieder reibungslos. Wir fühlten uns während der üblichen Wartezeit in Bimbila nach all den Stories, die wir über Bimbila gehört hatten, nur echt unwohl. Ich fand es super gruselig, dass sich tagsüber in diesem Dorf alles wie immer abspielte, als wäre überhaupt nichts passiert – wissend dass die Umgebung ab 18 oder 19 Uhr abends wahrscheinlich eher einer Geisterstadt ähnelte. Nun gut, Gott sei Dank mussten wir uns dort ja nicht allzu lange aufhalten und so ging es dann zuerst nach Yendi und von dort aus endlich in einem Tro nach Tamalé. Als wir auf dem Weg nach Tamalé endlich wieder geteerte und gut ausgebaute Straßen erreichten, stieß ich nur ein kurzes „Halleluja“ aus und genoss die hubbelfreie Fahrt, bis wir eeeendlich die Stadt Tamalé erreichten!

In Tamalé angekommen, suchten wir zunächst das Hostel auf, in dem auch zwei andere aus Ninas Organisation schon eine Nacht geschlafen hatten, die wir in Tamalé treffen sollten. Nachmittags trafen wir uns noch mit dem unglaublich netten Herbert, einem jungen Ghanaer, den Nina in Cape Coast kennengelernt hatte und Kontakt gehalten hatte. Er hat auch seit Jahren selbst mit deutschen Freiwilligen zu tun und brachte uns direkt an diesem Abend in ein Restaurant, wo wir die nordghanaische Spezialität Tuo Zaafi probieren konnten (die ich sehr gemocht habe :)! ). Uns schlossen sich noch zwei seiner Freunde an, mit denen wir an dem Abend in einer Bar noch interessante Gespräche und eine Menge Spaß hatten. Um den Rückweg mussten wir uns auch keine Sorgen mehr machen, denn von den Jungs wurden wir persönlich nach Hause gebracht – echt super lieb :) ! An dem Abend trafen wir noch Sarah und Annika, die beiden Freiwilligen aus Ninas Organisation, denn mit ihnen zusammen machten wir den Plan für die nächsten Tage.

Sechste Station: über Damongo nach Larabanga in den Mole Nationalpark

(Quelle: Google Maps)
Einigermaßen zeitig am Folgetag machten wir uns zu fünft auf den Weg zur Tamalé Station, um von dort ein Tro nach Damongo und dann ein Taxi nach Larabanga zu nehmen, einem kleinen Örtchen, wo sich eine echt nette Schlafgelegenheit bot. Denn wir hatten die Herberge der dort weit und breit bekannten Zwillingen Hussein und Hassan (leider war nur Hussein anwesend) ins Auge gefasst. Das war auch echt super schön, denn dort schläft man in kleinen bunt bemalten Bungalows in wunderbar ruhiger Lage, alles läuft auch ohne fließendes Wasser mit Eimerdusche und man bekommt vor Ort auf Wunsch frisch gekocht, da es weit und breit sonst eher nichts gibt. Hussein brachte uns an diesem Nachmittag auch mit seinem Auto in den nicht weit entfernten Mole Nationalpark, den größten Nationalpark Ghanas.

Im Mole Nationalpark hatten wir leider keinen ganzen, sondern nur zwei halbe Tage zur Verfügung, doch wir wussten, dass es Lauf- und Jeepsafari gab, die wir beide auch gerne machen wollten, da beide auf ihre Weise von Erzählungen ihren eigenen Reiz haben sollten. Mit Husseins Hilfe verhandelten wir dort dann, dass wir nachmittags die Jeepsafari machen konnten und am nächsten Morgen die Laufsafari, aber ohne dass wir zweimal den vollen Eintritt zahlen mussten (denn für solche Aktionen wie Nationalparks muss man immer schon etwas tiefer in die Tasche greifen).

An diesem Nachmittag taten wir uns also noch mit anderen Leuten dort zusammen, um einen Jeep für die erste Safari zu füllen, die mehr als erfolgreich verlief, da wir unglaublich viele Tiere erspähen konnten. Darunter, wie wir es uns stark erhofft hatten, auch Elefanten, die wirklich beeindruckend waren, wenn man sie nicht wie bei uns eingesperrt im Zoo aus solcher Nähe beobachten konnte. Wir haben auch ein bisschen davon geträumt, einen der wenigen Löwen, Leoparden oder Hyänen antreffen zu können, aber dazu hätten wir schon ganz schön viel Glück haben müssen, da sich diese Tiere äußerst selten blicken lassen. Ansonsten leben im Mole unzählige verschiedene Arten von Antilopen, von denen wir welche gesehen haben, die sogar der Größe von Eseln nahe kommen. Zu jedem der Tiere gab es eine kleine Erklärung vom Guide und sonst tuckerten wir 2 Stunden durch den nur kleinen Teil vom Park, denn dieser erstreckt sich eigentlich über eine unglaubliche Fläche von 4.840 km2. Am nächsten Morgen bei der Laufsafari bekamen wir an der Wasserstelle auch ein paar Krokodile zu sehen und verpassten leider den badenden Elefanten, den wir erst danach nur wenig entfernt von der Wasserstelle entdeckten. Ich konnte irgendwie nicht glauben, dass Elefanten angeblich unglaublich gute Schwimmer sein sollten.

Alles in allem haben sich beide Touren durch den Nationalpark wirklich gelohnt, da natürlich auch nicht nur die Tiere, sondern auch die Landschaft atemberaubend war. Ich war echt beeindruckt von der Weitläufigkeit des Geländes, wenn man mal an einem etwas höheren Punkt stand, an dem man ein bisschen den ganzen Park überblicken konnte.
Am gleichen Tag ging es nachmittags wieder über Damongo zurück nach Tamalé, wo wir nachmittags endlich mal die Gelegenheit hatten, ein bisschen etwas mehr von der Stadt zu sehen und auch über den Markt zu schlendern. Abends trafen wir uns wieder mit Herbert und seinen zwei Kumpels Gabriel und Francis, mit denen ich im Übrigen noch meine Rückfahrt klärte (dazu muss man sagen, dass ich alleine die Rückfahrt antreten sollte, da Nina und die anderen noch weiterreisten), die ja auch schon anstand und mich mal wieder einiges an Nerven kosten sollte…

Unsere schnucklige Bleibe in Larabanga. (Foto: Louisa)

Alle Mädels zusammen auf dem Jeep. Von hinten links nach vorne rechts: Louisa, Annika, Sarah, Nina und ich

Elefanteeeeeeeen :)

...die ich gaaanz gespannt beobachtet habe!

Und da huschte ein Affe vorbei, bei dem sich sogar sein Kleines am Bauch festklammerte.

Der Park war echt unglaublich weitläufig und mal mehr und mal weniger grün :)

Endstation: über Accra wieder zurück nach Aflao und Lomé


Meine Rückfahrt war ursprünglich so gaaanz anders geplant, wie sie sich am Ende dann abgespielt hat. Eigentlicher Plan: Von Ghana im Norden zur togoischen Grenze, im Norden über die Grenze und in Togo wieder hinunter in den Süden bis nach Lomé. Auch die ghanaischen Jungs und vor allem Nina unterstützten diese Version, da sie meinten, dass ich alleine in Togo doch irgendwie sicherer unterwegs sei, da ich das Land einfach ein bisschen besser kenne. Herbert hatte sogar einen Freund in der Grenzregion, der mich dort dann empfangen, sicher über die Grenze bringen und in einen direkten Bus nach Lomé setzen sollte, worüber ich erstmal auch sehr dankbar war, da ich ja doch eine gute Strecke alleine zurückzulegen hatte. Als mir Herbert dann aber auf der Karte zeigte, wo ich die Grenze überqueren sollte, machte diese Version doch nicht mehr so viel Sinn, denn statt einfach in den Osten an die Grenze zu fahren, ging es ganze 5 Stunden noch ein gutes Stück weiter hoch in den Norden, sodass ich noch über Kara in Togo die Grenze überquert hätte, was eindeutig Zeitverschwendung gewesen wäre.

(Quelle: Google Maps)
Also sollte kurzerhand der mit Herbert zusammen geschmiedete Plan B zum Einsatz kommen, der folgendermaßen aussah: In Ghana gibt es Intercity-Busse, also richtige Reisebusse, die zwischen den großen Städten regelmäßig hin- und herfahren. Die sind zwar etwas teurer, haben aber dementsprechend echt einen hohen Standard und sind das sicherste Verkehrsmittel in Ghana (denn Nina und Herbert machten sich Sorgen um mich, als wären sie Mama und Papa :) Insgeheim war ich ihnen natürlich unglaublich dankbar!). In der Nacht von Samstag auf Sonntag sollte ich so einen Bus dann also von Tamalé nach Accra nehmen und dort morgens dann umsteigen in ein Tro nach Aflao und dort die Grenze überqueren. Gleich am nächsten Morgen, sagte uns Herbert, sollten wir an die STC-Station, wo die großen Busse auch abfahren, um mir ein Ticket zu holen, damit nachmittags auch alles reibungslos ablaufen konnte. Gesagt, getan – nur mal wieder nicht ganz nach Plan. Als Nina, Sarah und ich an der Station ankamen und nach dem Ticket fragten, sagte man uns, dass beide Busse (es fahren täglich zwei) an diesem Tag schon voll waren. Und die am nächsten Tag auch. Und die am übernächsten Tag übrigens auch. Mir standen der Mund offen und die Tränen schon in den Augen, denn ich musste einfach irgendwie nach Hause kommen. Und wenn diese Version nicht klappen sollte, wollte ich keine Zeit mehr verlieren, meinen Rucksack holen und mich sonst irgendwie auf den Weg in Richtung Süden machen, egal wie. Als ich schon am Wegrennen war und Nina mir zum Beruhigen hinterherrannte, wurde Sarah aber noch einmal von einem Herrn zurückgerufen. Dieser war auch ein Verantwortlicher dort und hatte uns unsere Verzweiflung wohl angesehen (war ja auch nur unschwer zu erkennen…). Er erklärte uns, dass das mit den Bussen auch über telefonische Reservierung lief und die Tickets ab einem bestimmten Zeitpunkt aber weiterverkauft werden würden, wenn die Person das Ticket noch nicht vor Ort abgeholt und bezahlt hatte. Er versicherte mir also ein Ticket, das ich wenig später beruhigt in der Hand hielt. Ganzer dritter Nervenzusammenbruch auf dieser Reise also mal wieder umsonst. Glück gehabt!

An diesem Tag stand in Tamalé dann nur noch ein Krankenhausbesuch an, da Nina die ganze Zeit über immer noch Probleme mit der Motounfall-Wunde am Knie hatte, die nicht aufhören wollte zu eitern und sogar innerliche Knieschmerzen verursachte. Anschließend gingen wir nur noch einmal zurück ins Hostel, um meinen Rucksack zu holen und pünktlich an der Station zu sein, wo ich von Nina noch wie von Mama mit Reiseproviant und sogar ghanaischer SIM-Karte ausgestattet wurde, damit Nina auch beruhigt sein konnte, dass alles gut lief.


Tada, mit einem Glücks-Cedi, der mir vor lauter Hitze sogar am Körper kleben blieb. Eklig, ich weiß :D (Foto: Nina)

In dem Bus habe ich mich dann ein bisschen wie im Flixbus in Deutschland gefühlt. Es war mit der Klimaanlage ordentlich kalt und so richtig schlafen kann man zwar nicht (vor allem, weil ich zwischen 1 und 3 Uhr nachts noch ein zehnjähriges Mädchen zu mir auf den Schoß genommen hatte, die sonst während dieser Zeit im Gang hätte stehen müssen, da ihre Mutter für sich und ihre zwei Kinder nur einen Sitz reserviert und bezahlt hatte), aber die restliche Rückreise lief dann unter Anderem auch dank Cyril, meinem jungen ghanaischen Sitznachbarn im Reisebus, reibungslos. Denn irgendwann fragte ich ihn, wo der Bus in Accra (der Riesenstadt, in der ich ja nie vorher war) denn genau ankommen würde und wie ich von dort dann ein Tro nach Aflao zur Grenze finden könnte. Als wir um halb fünf Uhr morgens dann in Accra ankamen, suchte er mir nicht nur wie versprochen ein Taxi, sondern setzte sich sogar mit mir zusammen hinein, um mich persönlich bis zur Tro-Station für die Aflao-Busse zu „eskortieren“, um sicherzugehen, dass ich safe in einem Bus zur Grenze sitze und dann selbst erst nach Hause zu fahren. Nach Officer Judy ganz am Anfang, dem Herrn von Bimbila und Herbert in Tamalé die vierte außergewöhnlich nette Begegnung in Ghana, die die Reise zu der besonderen gemacht haben, die sie war.
In Aflao angekommen zückte ich noch Cyrils Visitenkarte, die er mir vor Abfahrt in die Hand gedrückt hatte, um ihm Bescheid zu geben, dass ich heile zu Hause angekommen war und natürlich auch, um mich noch einmal ordentlich bei ihm zu bedanken.

In Aflao endete mit dem Knallen des Stempels in meinem Reisepass dann endgültig meine Ghana-Reise, die ich echt gerne noch für weitere zwei Wochen fortgesetzt hätte. Das Hinauskommen aus meinem hiesigen Alltag und Lomé tat mir wirklich gut und ein bisschen „Adventure“ war genau das, worauf ich Lust hatte. Die Reise hatte im Nachhinein meine Erwartungen übertroffen. Dabei geht ein Dank an Louisa, Fenja und Sinje, Annika und Sarah, die anderen Mädels, die ich während meiner Reise kennenlernen durfte, aber der allergrößte Riesendank geht natürlich an Nina, mit der ich die Zeit wirklich genossen habe. Danke dafür, dass du in den „brenzligen“ Situationen die Nerven behalten hast, um mich zu beruhigen, dafür, dass du generell so schön fürsorglich warst, und natürlich danke für alle anderen super Erlebnisse, Lacher und Späße, die wir zusammen erfahren haben.

Ich freue mich auf Nina, wenn sie mich auch in Lomé besuchen kommt! Und davon werdet ihr natürlich auch erfahren, aber erstmal beende ich den wohl längsten Blogeintrag, den ich bisher verfasst habe und hoffe, ihr seid nach der Hälfte nicht eingeschlafen.

Bis zum nächsten Mal, ihr Lieben, und ganz liebe Grüße von einer von Ghana beeindruckten, aber Togo liebenden


Valentina :)

Freitag, 19. Mai 2017

Ich lebe noch...!

Hallo Ihr Lieben!

Ich melde mich seit Langem mal wieder auf meinem Blog zurück, um Euch endlich mal wieder ein bisschen an meinem Leben hier teilhaben zu lassen und Euch wieder auf den aktuellsten Stand zu bringen!

Es ist jetzt zwar schon etwas länger her, aber trotzdem wichtig und erwähnenswert, dass ich Ende März, vom 29. bis 31. eine halbe Woche von der Einsatzstelle aus auf einem Kolloquium war, das von der UAOD (Union Africaine des ONG de Développement, d.h. eine Vereinigung aus Nicht-Regierungsorganisationen für Entwicklung) organisiert und geleitet wurde. Es war die erste Konferenz überhaupt in dieser Form und wir von Midezon-Togo hatten uns (ausnahmsweise, normalerweise geht das so nicht) mit 5 Leuten angemeldet: Mein Chef, ein togoischer Freiwilliger, die zwei französischen Freiwilligen Manchita und Sandrine und ich. Mittwochs mittags sollte es losgehen und wir trafen uns vor dem Sitz der UAOD in Lomé, von dort aus ging es dann im Kleinbus (der leider auf die togoische Art und Weise mal wieder zu klein für die Anzahl an Personen war, die vor dem Bus standen, aber mit ein wenig zusammenrücken und umdisponieren wurde dem Sprichwort „Was nicht passt, wird passend gemacht“ alle Ehre gemacht) los nach Sotoboua, einer Stadt kurz vor Sokodé in der Région Centrale von Togo. Uns standen also etwa 5 Stunden Fahrt bevor, die wir bei einer brüllenden Hitze auch meisterten. Dort angekommen wurden wir zunächst kurz empfangen und anschließend in unsere Unterkunft gebracht, in der es zuerst auch danach aussah, als hätten nicht alle Leute Platz, aber auch dieses Problem erübrigte sich nach dem ersten Schock wieder. An diesem Abend wurde nur noch etwas gegessen und dann gingen wir nach der anstrengenden Fahrt auch bald ins Bett, um für den folgenden Tag und den Beginn des Kolloquiums auch fit  zu sein.
Die nächsten zwei Tage lassen sich eigentlich ganz schnell und kurz zusammenfassen. Es sollte jeweils immer morgens schon losgehen, doch aufgrund der Verspätung einiger wichtiger Personen verschob sich das Programm immer etwas nach hinten – „heure togolaise“ eben. Wir hatten verschiedene Vorträge zu einigen wirklich interessanten Themen, die alle unter dem großen Gesichtspunkt der Millenniums-Entwicklungsziele standen. Schade war nur, dass die gesamte Veranstaltung recht trocken verlief. Es gab einen Vortrag nach dem anderen, was es mit der Zeit etwas schwierig machte, immer mit voller Konzentration zu folgen. Nach jedem Vortrag gab es eine Fragerunde des Publikums an den, der den Vortrag gehalten hatte. Ich persönlich hätte mir noch mehr Zeit für richtige Diskussionen gewünscht, da sonst einfach nur die Fragen gestellt und beantwortet wurden, aber kein richtiger Austausch zustande kam. Praktischer wäre es zudem noch gewesen, mehrere Themen in Kleingruppen zu behandeln, um genau diesen Austausch zu fördern und auch die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer besser aufrecht zu erhalten. So saßen wir aber immer mit allen Teilnehmern der circa 150 Organisationen, Vereine oder NGOs in einem Raum, um den Vorträgen im Plenum zu folgen.
Organisatorisch ließ sich an dieser Veranstaltung auf jeden Fall noch einiges verbessern, doch darum waren die Organisatoren auch sehr bemüht. Am Ende gab es einen Rückmeldebogen für jeden zum Ausfüllen, sodass die zweite Konferenz in dieser Art nächstes Jahr vielleicht besser und reibungsloser ablaufen kann.

Der Raum, in dem die ganze Veranstaltung stattfand.

An einem Abend nach dem Programm schlenderten wir noch durch den anliegenden riesigen Garten und genossen den Sonnenuntergang.

Am Freitagabend kam ich dann ziemlich müde und erschöpft nach einer ebenso langen Rückfahrt wieder zu Hause an und ließ mir aber trotzdem den Abschiedsabend von der französischen Kurzzeitfreiwilligen Noémie aus Alinas Projekt nicht entgehen, da ich sie in der letzten Zeit doch sehr ins Herz geschlossen hatte.

Apropos französische Kurzzeitfreiwillige: Auch ich habe unsere beiden französischen Kurzzeitfreiwilligen Manchita und Sandrine schon etwas früher verabschieden müssen, als geplant. Manchita ist leider hier in Togo krank geworden und hat zunächst eine Woche im Krankenhaus verbracht, bevor man ihr ankündigte, dass der Rückflug nach Paris wohl die beste Lösung sei. Schade an dieser Tatsache war eigentlich, dass sie nichts hatte, was sie sich in Togo eingefangen hat. All das, was hier herausgefunden wurde, hätte sich auch früher oder später bei ihr zu Hause in Frankreich bemerkbar gemacht und hier brach alles nur leider zum ungünstigsten Zeitpunkt aus. Sandrine wollte dann die restlichen zwei Monate, die sie hier noch verbracht hätte, nicht mehr ohne Manchita zu Ende bringen und hat circa zwei Wochen nach Manchitas Rückflug auch selbst die Heimreise angetreten. Von beiden habe ich mich aber gut verabschieden können und so schade es ist – ich hoffe, dass ihnen auch die ersten zwei Monate in Togo genauso etwas gebracht haben, wie es vier Monate gebracht hätten. Jetzt, wo morgens alleine bei Midezon arbeite, ist es schon komisch. Man merkt auch auf jeden Fall die Abwesenheit der beiden – vor allem, weil ich mich immer eher den Mädels angepasst habe, weil sie einfach durch ihr Studium in gewissen Dingen besser Bescheid wussten als ich. Natürlich geht die Arbeit vormittags aber trotzdem weiter – wenn auch etwas langsamer und weniger intensiv.

Seit dem 8. Mai haben wir aber auch schon wieder zwei neue französische Kurzzeitfreiwillige. Ebenfalls zwei Mädchen, Marine und Emilie, die aber nur für drei Wochen bleiben und auch morgens nicht mit mir zusammen, sondern in der Schule arbeiten, in die der Großteil unserer Kinder bei Midezon gehen. Nachmittags arbeiten wir dann aber für die Hausaufgabenbetreuung mehr oder weniger zusammen und betreuen die Kinder so, wie ich es zusammen mit Manchita und Sandrine auch gemacht habe.

Nach Maras und Leonies Abschied, von dem ich Euch ja bereits berichtet habe, haben wir leider nun auch unseren einzigen Jungen Sjard verabschieden müssen. Auch bei ihm war gesundheitlich seit Wochen einfach keine Besserung in Sicht, vor allem, weil auch jegliche Testresultate keine neuen Ergebnisse und Erkenntnisse lieferten und nichts gefunden wurde, was seinen ständig schlechten Zustand hätte begründen können. Ich wünsche Dir alles Gute, lieber Sjard, schade, dass die Testosteronquote unter uns Freiwilligen nun ganz auf null sinken musste – wir hätten Dich gerne bei uns behalten. Gute Besserung an Dich und auf dass man in Deutschland vielleicht zu einer Erkenntnis kommt, die dich ganz schnell wieder auf die Beine bringt :-) !

Anfang April waren für zwei Wochen (zufällig) gleichzeitig die Familien von Alina und Patricia bei uns in Togo zu Besuch. In nächster Zeit kündigt sich wirklich ein Besuch nach dem anderen an und ich finde es super spannend, einfach mal die Familien derjenigen kennenzulernen, mit denen ich nun schon seit 8 Monaten auf engstem Raum zusammenlebe und mich so gut verstehe. Wir luden zum Beispiel auch Monsieur Sani einmal auf ein gemeinsames deutsches Kartoffelbrei-Abendessen ein, damit auch er die Familien ein wenig kennenlernen konnte, was ihn sehr gefreut hat!

Mitte April kündigte sich langsam aber sicher ja auch mein Geburtstag an, der praktischerweise erstens ein Sonntag war und außerdem noch an Ostern, sodass auch jeder (sogar den Tag darauf) frei hatte. Am Samstagabend entschied ich mich für eine kleine Party bei uns zu Hause, um in meinen Geburtstag hineinzufeiern. Ursprünglich war mal wieder unsere schöne und große Dachterrasse geplant, aber das Wetter und die sich anschleichende Regenzeit machten uns an diesem Abend einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Die Feier stieg aber – nachdem dann alle erst nach und nach und ziemlich nass bei uns eintrudelten – genauso gut im Flur. Es hat wirklich keiner gefehlt und für mich war der Abend absolut gelungen. Ich habe mich unglaublich darüber gefreut, wie viele den Weg durchs sogar etwas kalte Nass bis zu uns auf sich genommen hatten, nur um vor Mitternacht da zu sein und mit mir feiern zu können. Die Stimmung war ausgelassen, die Musik war gut, die Leute waren gut drauf und so hatte ich eine echt tolle Geburtstagsfeier hier in Togo, die ich so schnell nicht vergessen werde. 

Hier noch ein paar Eindrücke von meiner Geburtstagsfeier abends. (Foto: Lea)

Die Jungs waren auch mal wieder in bester Tanzlaune! :) (Foto: Lea)

Der Sonntag verlief ruhig und entspannt. Nachdem Monsieur Sani unter der Woche zuvor davon erfahren hatte, dass sonntags mein Geburtstag war, wurde ich direkt von ihm bei sich zu Hause zum Fufuessen eingeladen, das wie immer unglaublich lecker war! Irgendwie hörte die Esserei auch zu Hause nicht auf, denn meine süßesten WG-Mitbewohnerinnen hatten zur Feier des Tages in der Boulangerie süße Teilchen und kleine Muffins gekauft und diese sogar mit angezündeten Kerzen verziert. Mir wurde noch ein drittes Mal Happy Birthday gesungen (erstes Mal von allen um Mitternacht, zweites Mal von Sani ganz alleine und persönlich) und alles Gute gewünscht und dann konnten wir unseren kleinen Nachmittagssnack zusammen genießen. Ich danke noch einmal allen, die diesen Tag für mich zu etwas Besonderem gemacht haben und da gehören natürlich auch alle dazu, die aus der Ferne an mich gedacht haben! Ich habe meinen Togo-Geburtstag wirklich sehr genossen!

Wieder einmal wunderbar leckeres Fufu bei Monsieur Sani! :-P

Was meine lieben Mitbewohnerinnen mir hergerichtet hatten, war echt süß - wortwörtlich! ;)

Und nach meinem Geburtstag habe ich meinen Rucksack für eine kleine Reise ins benachbarte Ghana gepackt – aber davon erfahrt ihr im nächsten Eintrag!


Bis dahin die besten Grüße zu Euch!


Eure Valentina