Sonntag, 27. August 2017

Die Woche mit meinem Besuch!


Ich melde mich voraussichtlich wohl das letzte Mal wieder aus Lomé, denn hier brechen nun meine letzten Tage an, bevor ich wieder die Rückreise nach Deutschland antrete.
Ich kann es wirklich noch gar nicht glauben, dass dieses Jahr einfach schon vorbei ist. Für mich fühlt es sich an, als wäre die Zeit nur so an mir vorbeigeflogen und – zack – sind wir schon im August 2017 gelandet und ein (fast) ganzes Jahr Togo liegt hinter mir. Bevor wir darauf aber wieder zurückkommen, möchte ich euch natürlich erzählen, was in der letzten Zeit so passiert ist und wie vor allem die Woche mit meinem Besuch verlaufen ist!

Das mit meinem Besuch war ja so eine Sache! Ich hatte mich schon seit es feststand, dass ich Besuch bekommen würde, unglaublich auf meinen Papa gefreut und mir ein Programm für Unternehmungen überlegt, organisiert, dass er bei uns in der WG schlafen könnte und so weiter und so weiter. Alles ist aber ein bisschen anders gekommen als erwartet:
Nachdem ich Papas komische Flugverbindung gesehen hatte, dachte ich mir sofort, dass das ja nie gut gehen würde. Er ist über Abidjan, Elfenbeinküste, geflogen, wo er aber nur eine knappe Stunde Umstiegszeit hatte, um den Flug nach Lomé zu bekommen. Da machte ich mir einfach ein bisschen Sorgen, dass es zu knapp werden könnte. Circa um die Zeit, als er in Abidjan wieder abheben sollte, bekam ich zunächst von meiner Tante Diana eine SMS (wo sie mir ja sonst immer über WhatsApp schreibt), ob ich denn schon Neuigkeiten von meinem Papa hätte, da er ja bald bei mir ankommen sollte. Mangels Guthaben konnte ich ihr leider nicht antworten und bekam wenig später einen Anruf über WhatsApp aus Deutschland – von Mama. Ob ich denn auch schon neues hätte, weil sie glaubt, es gebe ein kleines Problem. Ich war wirklich etwas verwirrt, als mir meine Mama sagte, sie hätten eigentlich eine Überraschung für mich. Anscheinend sei das Problem, dass Papas Flug von Abidjan nach Lomé gecancelt wurde. Ich war natürlich verwundert, dass Mama das wusste, weil Papa sich weder bei ihr noch bei mir gemeldet hatte. Beim zweiten Anruf musste sie dann die Katze aus dem Sack lassen: Am Flughafen  in Lomé wartete seit 16:45 Uhr meine Tante Diana auf mich. Die beiden wollten mir die Überraschung machen und mir nichts davon erzählen – leider etwas schief gelaufen. Da Diana aber später gebucht hatte als Papa, war für diese Verbindung kein Platz mehr frei und so kam sie zwar am gleichen Tag, aber circa 5 Stunden früher an und wollte dort auf meinen Papa warten, um mich anschließend zu überraschen. Da Papas Flug aber nach einigen Recherchen tatsächlich gecancelt wurde (ich wusste ja, dass mit dieser Flugverbindung etwas schief gehen musste), musste ich wenigstens meine Tante Diana vom Flughafen abholen. Ich beeilte mich also zusammen mit Monsieur Sani und Hannah, sie von der Warterei zu erlösen und so verbrachte ich den ersten gemeinsamen Besuchsabend eben nicht wie erwartet mit meinem Papa, sondern mit Diana :). Am nächsten Morgen konnten wir aber auch endlich ihn in Lomé abholen. Somit war der Besuch komplett, die Überraschung zwar etwas ins Wasser gefallen (aber trotzdem gelungen!) und das Programm für die Woche konnte beginnen!

Ich ließ vor allem meinem Papa natürlich erst mal ein bisschen Zeit, hier anzukommen, nach dieser etwas turbulenten Reise. Und wie kann ein Empfang in Togo gut verlaufen? – Genau, mit togoischem Essen. Direkt am ersten Tag bekamen die beiden das togoische Pâte vorgesetzt und sie haben es Gott sei Dank sehr gerne gegessen. Nachmittags habe ich die beiden direkt über den ersten Markt nicht weit von unserer Wohnung gejagt, von dem sie bereits beeindruckt waren, obwohl das ja noch die kleinere Nummer Markt war.
Dienstags hatte ich einen spannenden Tag geplant, denn ich wollte vormittags in meine alte Einsatzstelle, in der ich ja seit ich dort weg bin, selbst nicht mehr war. Wir kamen an und wurden lieb begrüßt, meine Ex-Kollegen waren sichtlich überrascht. Diana und Papa waren doch sehr überrascht, wie wenig dort los war und ich konnte ihnen auch bezeugen, dass sich wirklich nichts verändert hatte. Es zog nun gerade die vierte Hebamme ein, da die letzte, die gerade zu der Zeit neu kam, als ich gegangen bin, auch Adieu gesagt hatte. Leider scheinen also die alten Probleme immer noch fortzubestehen. Umso schöner verlief dann der Nachmittag, an dem wir ins neue Projekt zu Midezon gefahren sind. Wir wurden natürlich ebenfalls herzlich begrüßt und willkommen geheißen. Papa und Diana haben die Arbeit mit den Kindern sehen können und nachdem die Hausaufgaben erledigt waren, haben wir sogar eine größere Animation mit den Kindern gestartet. Ich war einfach so stolz, den beiden das alles zeigen zu können – vor allem eben im Vergleich zu meiner alten Einsatzstelle, in der ich mich immer noch zu Tode langweilen würde, wenn ich im Februar nicht diese Entscheidung des Wechsels getroffen hätte.
Nachdem dann die Kinder langsam ihren Heimweg angetreten hatten, fingen wir schon einmal an, das Abendessen vorzubereiten, mit tatkräftiger Unterstützung vom Besuch natürlich. Während das Essen köchelte, konnten wir noch zu einem etwas offizielleren Teil übergehen, denn Papa hatte für Midezon etwas mitgebracht, von denen ich keinem dort bisher erzählt hatte. Da ja die Baustelle für das Schulgebäude anstand und die gesammelten Spenden aber nicht für alles gereicht hätte, habe ich meine Eltern darum gebeten, aus Deutschland bitte Warnwesten mitzubringen. Das ist natürlich ein Detail, was auf einer Baustelle auch weggelassen werden kann, vor allem, wenn die Mittel fehlen, aber ich wusste, das vor allem mein Chef eigentlich Wert darauf legte. Dementsprechend war auch seine Reaktion, als ich die Plastiktüte mit all den Warnwesten einfach so vor ihm auf den Boden ausschüttete. Er hätte wohl am liebsten im Meer der Warnwesten gebadet. Über diese kleine Geste hat er sich so unfassbar gefreut und auch Clément, der „Schatzmeister“ von Midezon stand sprachlos, aber von Dankbarkeit berührt daneben. Mir hat es fast Tränen in die Augen getrieben, dass sich wirklich so über eine Kleinigkeit gefreut wurde. Diese Überraschung war also gelungen!
Mit Tante Diana in der Straße des Dorfes, in dem ich vorher gearbeitet habe.

Meine zwei süßen Zwillingsmädchen, Deborah und Dorcas. Fragt mich nicht, wer wer ist...

Unter Papas Aufsicht wurde fleißig gelesen!

 
Papa ganz fleißig am Helfen :)

Genauso wie Diana :)

Meine Paaaappnasen, die ich so vermissen werde!

Ein Gruppenfoto mit meinen CM2, die ich dieses Jahr hauptsächlich betreut habe.

Die große Animation vor dem Haus. Man beachte nicht meinen Gesichtsausdruck - bin voll dabei!

Die Spende der Warnwesten, über die sie sich ja so gefreut haben!


Abends stieg dann natürlich die Willkommensfeier, die man neben Diana und Papa auch für eine neue französische Kurzzeitfreiwillige organisierte. Es waren wie immer zahlreiche lokale Freiwillige anwesend, um mit uns zu feiern und den Besuch ordentlich zu empfangen. Da durfte natürlich auch die traditionelle Zeremonie mit Sodabi nicht fehlen, damit der Aufenthalt aller „Neuen“ auch reibungslos verlaufen würde. Auch die Feier war also eine tolle Gelegenheit, noch den anderen Teil neben der täglichen Arbeit bei Midezon zu zeigen: Die Gemeinschaft mit den togoischen Freiwilligen, die teilweise zu echt guten Freunden geworden
sind. Auch Papa und Diana sind nun also Teil der groooßen Midezon-Familie :) !

Bossa und Clément an den beiden Djembés.

Fast meine ganze WG war auch anwesend! Bei Midezon sind einfach alle willkommen :)

Der Beweis! Für seinen Aufenthalt in Togo konnte nach der Zeremonie nichts mehr schiefgehen!

Essen ist fertig und gute Laune ist da!

Und es schmeckt auch noch super :)


Mittwochs stand etwas auf dem Programm, das eigentlich schon feststand, seit es hieß: Valentinas Papa, der Italiener (!) kommt nach Togo. Denn einer unserer Freunde, Yannick, ist im Besitz mehrerer Restaurants, die unter anderem auch Pizza machen. Da es in Togo nicht üblich ist, einen Ofen zu haben, hatten wir während des Jahres also auch nie die Möglichkeit mal selbst Pizza zu backen – und genau diese Gelegenheit gab uns nun Yannick in einem seiner Restaurants, wo wir in einem echten Steinofen unsere Pizza brutzeln lassen durften. Außerdem habe ich schon immer über die togoische Art, den Pizzaboden zu backen, gemeckert und nun wollte Yannicks Küchenteam bei meinem Papa die waschechte italienische Schule genießen. Wir zeigten also unsere Art, den Hefeteig selbst zu backen und zauberten eine echt leckere Pizza. Das Rezept wollen sie nun in den Restaurants übernehmen ;) !

Bei der Zubereitung des Teigs.


Und Tadaaaa! Waren echt lecker!

Guten Appetit!

Abends schauten wir noch bei Midjo vorbei, der anderen Organisation, in der ich mich ja viel einbringe. Dort findet ja immer mittwochs und freitags das Tanz- und Trommeltraining statt, und auch das musste gezeigt werden. Die Session wurde leider von einem heftigen Regen unterbrochen, weswegen das Training leider abgebrochen werden musste, was uns aber nicht hinderte, im Trockenen unter einem Dach weiter zusammen zu klatschen und zu den Rhythmen zu singen.

Auch ich habe beim Musizieren einfach mal ein bisschen mitgemischt.

Donnerstags war es dann soweit für eine Tour auf dem Grand Marché in Lomé, auf dem es die Gelegenheit gab, ganz viel zu schauen und Eindrücke auf sich einprasseln zu lassen. Diana ergriff direkt die Gelegenheit, ganz viele lokale Gewürze zu kaufen, mit denen sie zu Hause dann ein bisschen herumprobieren wollte. Leider wollte es das Wetter in dieser Woche überhaupt nicht gut mit uns meinen und so wurde auch die Tour auf dem großen Markt durch einen heftigen Regen abrupt beendet. Wir standen zunächst eine ganz schöne Weile unter, bevor wir uns dann das Taxi nach Hause suchten, um endgültig wieder ins Wärmere und Trockene zu flüchten. Leider konnten wir so nicht die Tour über den ganzen Markt machen und es blieben noch einige Dinge, die die beiden leider nicht mehr sehen konnten.
Abends waren wir zum Djenkoumé (rotes Pâte, weil direkt in einer Tomatensauce gekocht, eines meiner Lieblingsessen)  eingeladen und bekamen ein wirklich leckeres Essen vorgesetzt! Auf der Liste der typisch togoischen Essen konnten wir also immer mehr abhaken :) !

Freitags wäre ich unglaublich gerne mal mit den beiden an den Strand gefahren, denn eigentlich können sie keine Woche in unmittelbarer Nähe zum Meer verbringen, ohne einmal darin gebadet oder es zumindest einmal gesehen zu haben. Aber wie gesagt – das Wetter wollte einfach nicht mitspielen und machte uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung.  Somit musste also improvisiert werden. Zunächst einmal wurde gemütlich und groß gefrühstückt – groß wortwörtlich, da auch die Familie von Katharina am Vorabend in Lomé gelandet war, die Eltern plus ihre zwei kleineren Brüder. Der Balkon war fürs Frühstück also ordentlich besetzt und es gab unglaubliche Leckereien aus Deutschland, die uns hier wirklich fehlen (das gute deutsche BROT!!!).

Ansonsten ließen wir es einfach langsam angehen und holten bei der Schneiderin direkt auch schon das Kleid für Diana ab, denn direkt bei der ersten Markttour hatte sie einen Stoff für sich entdeckt. 

Ein paar Tage zuvor wurde Diana gründlich ausgemessen :)

Wir liefen noch ein bisschen durch mein Quartier, einfach nur, um an diesen regnerischen Tagen zumindest von den paar Sonnenstunden zu profitieren, bevor man wieder die vier Wände anstarren musste, weil es draußen wieder regnete. Abends ging es in ein ganz einfach gemachtes Fischrestaurant, auf das ich durch meinen Chef und Clément von Midezon gekommen bin. Zum Auswählen fahren sie einen Tisch auf Rollen an deinen Tisch, auf dem die Fische liegen, die sie anbieten – und dann wird einfach direkt ausgewählt, Beilage dazu und schon bekommt man ein unglaublich leckeres Essen serviert. An diesem Abend traten Papa und Diana mutig alleine den Heimweg an, da ich in die andere Richtung musste, um direkt zur Geburtstagsfeier vom lieben Chris zu gehen.

Am nächsten Morgen ließ man mich freundlicherweise ein bisschen länger schlafen, aber auch nachdem ich wach war, sollte das Programm nicht so weitergehen, wie ich es geplant hatte. Wieso? – Natürlich mal wieder wegen des Wetters. Eigentlich wisst ihr ja, wie vollgepackt mein Samstag immer ist und auch Diana und Papa sollten an diesem Samstag ganz normal daran teilhaben, aber es sollte wohl nicht so sein. Das Schwimmprojekt mit Hannahs Kindern konnte ich den beiden wegen des Regens also nicht zeigen, genauso wenig, wie die samstägliche Animation mit den Kindern bei Midjo, die wortwörtlich ebenfalls ins Wasser fiel. Dafür sollte wenigstens am Abend das geplante Programm weitergehen: Auf dem Menü standen nämlich selbstgemachte Gnocchis à la Papa & Tochter. Es wurden also fleißig Kartoffeln gekocht, gepellt, gepresst und mit viel Mehr verknetet, um eine ganze Meute von circa 15 Leuten satt zu bekommen, da alle die leckere selbstgemachte italienische Spezialität probieren wollten. Sogar Bossa (mein Chef) und Clément kamen neugierig auf eine Portion vorbei und alle loooobten dieses Essen, das schon wochenlang vorher so groß angekündigt wurde. Ein voller Erfolg und es hat unglaublich Spaß gemacht, mit meinem Papa wieder zusammen  zu kochen und allen ein Stückchen von meiner zweiten Heimat zu zeigen.

Wir haben die Küche einfach mal nach draußen auf den Balkon verlegt...


...und sind dann mit Teamwork...

...und Mehl-Kriegsbemahlung an die Arbeit gegangen :)

War eine ganz schöne Menge - was ihr dort seht war nicht alles!

Tja – und so verging diese Woche wie im Flug und schon stand der Sonntag vor der Tür: Abreisetag für meinen Besuch, die nun eine Woche ein bisschen in meinem togoischen Leben und der togoischen Kultur geschnuppert haben. Da sie ja aber nicht das Land verlassen konnten, ohne vorher einmal das typische Fufu probiert zu haben, organisierten wir das glatt an diesem Sonntagmittag auch noch. Wir liehen uns den Stampfer geschwind von den Nachbarn aus und dann wurde ordentlich geschwitzt für das leckere Essen, das uns danach serviert wurde. Die allseits beliebte Erdnusssauce durfte natürlich nicht fehlen und es war einfach ein toller Abschluss, mit togoischen sowie deutschen Freunden und einem Teil meiner Familie noch zusammen Fufu zuzubereiten und gemeinsam zu essen. Bei bestem Strandwetter (ich sag’s euch, da wollte uns irgendjemand einen fiesen Streich spielen!!) fuhr Monsieur Sani uns wieder zum Flughafen und so verabschiedete ich meinen Besuch wieder nach dieser tollen Woche, die wir zusammen verbracht haben.
Ich kann den beiden einfach nicht genug danken dafür, dass sie mir wieder ein Stückchen Heimat nach Togo gebracht haben und gleichzeitig dafür, dass sie sich meiner aktuellen Heimat so leicht geöffnet haben, mir vertraut haben in dem, was ich ihnen gezeigt, erzählt oder an Essen vorgesetzt habe. Es hat mir unfassbar Spaß gemacht, euch einfach zu zeigen, wofür mein Herz seit dem ersten Tag hier schlägt. Und natürlich noch einmal einen Riesendank für diese Überraschung und Chapeau an dich Diana (falls du es lesen solltest): das war eine gewagte, aber absolut saucoole Spontanaktion!

Jeder durfte mal ran, auch Diana hat das Fufustampfen ausprobiert.


Und natürlich auch der Papa...

...aber danach hat er doch lieber die Profis machen lassen ;)



Ich bin auch schon Profi? - Ganz und gar nicht, aber ich übe!
Voilà, so schnell, wie der Besuch gekommen war, war er auch wieder weg. Gott sei Dank fehlt ja nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Wiedersehen.

Ich konnte es nicht fassen, aber die ganze Woche darauf knallte die Sonne nur so auf Lomé herunter, dass ich am liebsten die Zeit zurückgedreht und den Besuch auf die folgende Woche verschoben hätte. Ich genoss diese Woche, denn es war die Ruhe vor dem Sturm, eine kleine Pause bevor es die Woche danach ja schon wieder an die nächste Baustelle sollte: Wortwörtlich die Baustelle der Grundschule von Begbé!
Einfach, damit sich die Einträge nicht wieder so in die Länge ziehen, werde ich davon in einem separaten Blogpost noch weiter erzählen. Außerdem war die Zeit so toll, dass sie einen extra Eintrag verdient!

Bis dahin erst mal wieder ganz liebe Grüße,

eure Valentina

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen